Luxemburg31. Mai 2023

Den Frosch langsam kochen

Chambre des salariés: Wegen der Renten-»Reform« von 2012 verliert ein Durchschnittsrentner 314.000 Euro

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Die Parabel ist bekannt: Wirft man einen Frosch ins heiße Wasser, hüpft er wieder heraus und rettet sich. Stellst du ihn aber im lauwarmen Wasser mit dem Topf auf die Flamme, die das Wasser langsam erhitzt, wird er sich der Gefahr nicht bewußt, verpaßt die Chance, auszusteigen und kommt darin um. So ist 2012 auch die damalige Regierung aus CSV und LSAP mit ihrer Renten-»Reform« vorgegangen, deren Auswirkungen sich der Chambre des salariés zufolge »erst nach und nach bemerkbar machen«: »Im Vergleich zweier aufeinanderfolgender Jahre sind die Auswirkungen kaum spürbar, aber die längerfristigen kumulativen Auswirkungen sind extrem hoch«, heißt es in der Maiausgabe ihrer »EcoNews«, die die Salariatskammer am Dienstag veröffentlicht hat.

»Durch eine schrittweise Verschlechterung des Rentensystems bis zum Jahr 2052 werden die Renten (…) erheblich sinken«, heißt es im Resümee der Untersuchung. Dies gelte insbesondere für Schaffende, die ihren Ruhestand in den nächsten Jahren antreten, schreibt die CSL. Doch andere Verschlechterungen hätten auch negative Auswirkungen auf die Höhe der Renten ehemaliger Schaffender, die ihren Ruhestand bereits angetreten haben.

Wenn die »Reform« voll zum Tragen komme, verliere ein Rentner, der sein gesamtes Berufsleben den jeweiligen Durchschnittslohn erhalten hat, fast 13 Prozent – also ein Achtel – gegenüber der Rente, die er ohne die von CSV und LSAP zu verantwortende Renten-»Reform« erhalten hätte. Und es kommt noch dicker: Im Zuge der »Reform« sollen die Renten nur noch zum Teil an die allgemeine Lohnentwicklung im Land angepaßt werden. »Die Kombination der beiden Verschlechterungen«, schreibt die CSL, führe dazu, daß ein Bezieher des Durchschnittslohns nach 25 Jahren im Ruhestand eine Rente haben werde, »die zwischen 23 und 32 Prozent niedriger sein wird als ohne die Reform«. Im Laufe seines Ruhestandes werde der ehemalige Durchschnittsverdiener somit »zwischen 314.000 Euro und 404.000 Euro weniger erhalten als ohne die Reform«.

»Altersarmut wird weiter wachsen«

»Diese deutliche Senkung der Pensionszahlungen wird potentiell sehr große soziale Auswirkungen haben, da die Armutsquote der Rentner in den kommenden Jahren steigen wird«, befürchtet die Salariatskammer.

Ein Schaffender, der 40 Jahre lang in Vollzeit für den jeweiligen Durchschnittslohn gearbeitet hat, bevor er mit 60 Jahren in Rente geht, hätte vor der »Reform« noch gut 5.000 Euro pro Monat erhalten, rechnet die CSL vor. Sobald aber die »Reform« voll zum Tragen komme, betrage die Monatsrente im vorliegenden Fall nur noch weniger als 4.400 Euro.