Kaleidoskop14. Mai 2024

Schweiz gewinnt Chaos-ESC

von dpa/ZLV

Draußen Demonstranten und Festnahmen, drinnen Buhrufe und Grölen: In einem Eurovision Song Contest (ESC) am Rande des Chaos hat die Schweiz zum ersten Mal seit 1988 gewonnen. Deren Act Nemo erhielt mit dem Lied »The Code« die meisten Punkte. Nemo (24) zerbrach nach dem Sieg den Preis versehentlich auf der Bühne und bekam eine Ersatz-Trophäe. Luxemburg erhielt 103 Punkte und landete mit der Sängerin Tali auf dem 13. Platz von 25 Finalisten.

Das ESC-Finale wurde im Laufe des Abends immer wieder durch laute Buhrufe gestört. Hintergrund waren Proteste gegen das Teilnehmerland Israel sowie Unzufriedenheit mit der Entscheidung der Ausrichter, den niederländischen Teilnehmer Joost Klein für das Finale zu disqualifizieren. Klein war am Samstag kurzfristig ausgeschlossen worden. ESC-Chef Martin Österdahl erntete vor Beginn der traditionellen Punktevergabe der Jurys aus den 37 ESC-Ländern laute Buhrufe und unzufriedenes Raunen aus dem Publikum.

Der Abend war in erster Linie überschattet von Protesten vor und in der Halle gegen die Entscheidung der Veranstalter, Israel trotz des Gaza-Krieges antreten zu lassen.

Polizisten führten die Klimaaktivistin Greta Thunberg, deren Mutter vor 15 Jahren mal beim ESC für Schweden den 21. Platz holte, mit anderen Demonstrierenden vom Platz vor der Arena ab, nachdem sich dort die Stimmung aufgeheizt hatte.

Auch aus dem Publikum in der Halle gab es immer wieder Protestrufe gegen Israels Act. Schon als die israelische Sängerin Eden Golan beim Einlauf der Nationen die Bühne betrat, waren Pfiffe in der Halle zu hören. Beim Vortragen ihres Liedes »Hurricane«, das sich auf die Angriffe von Hamas-Leuten in Israel am 7. Oktober bezog, mußte Golan später wieder zahlreiche Pfiffe und laute Buhrufe über sich ergehen lassen. Die israelische Teilnehmerin hatte zuvor Teile des Textes und auch den Titel ändern müssen, der ursprünglich »October Rain« lauten sollte. Die Buhrufe wurden dann noch einmal lauter, als zur Punktevergabe der israelischen Jury geschaltet wurde.

Der Musiker Baby Lasagna aus Kroatien wurde mit dem Lied »Rim Tim Tagi Dim« Zweiter in der Gesamtplatzierung, es folgten die Ukraine, Frankreich und Israel. In Anspielung auf das Mißgeschick mit dem Preis sagte Nemo: »Die Trophäe kann repariert werden – vielleicht braucht der ESC auch ein kleines bißchen Instandsetzung.«