Kaleidoskop16. Juni 2022

Dänemark hat eine neue Landgrenze – mit Kanada

von dpa/ZLV

Dänemark und Kanada haben einen fast 50 Jahre andauernden Konflikt beendet und eine Landgrenze auf einer zwischen beiden Staaten umstrittenen Insel geschaffen. Die Hans-Insel im hohen Norden zwischen Kanada und Grönland habe im vergangenen halben Jahrhundert 26 kanadische Außenministerinnen und Außenminister beschäftigt, sagte die amtierende Chefdiplomatin Mélanie Joly am Dienstag bei einer Zeremonie in Ottawa zusammen mit ihrem dänischen Kollegen Jeppe Kofod und dem grönländischen Premier Múte B. Egede.

Bei dem Kompromiß geht es um die kleine, unbewohnte Hans-Insel, die man bei einem Grenzabkommen 1973 außenvorgelassen hatte. Danach beanspruchten die Länder den kargen Felsen ohne bekannte Rohstoffe als ihr Eigentum. Das führte einige Jahre lang zu einem kuriosen Ritual: Bei jeder Expedition auf die 1,3 Quadratkilometer kleine Insel etwa 1.100 Kilometer südlich des Nordpols wurde die Flagge des jeweils anderen Landes entfernt und die eigene gehißt. Zugleich ließ man dem anderen eine Flasche mit landestypischem Schnaps da: Der »Whiskykrieg« begann.

»Ich glaube, es war der freundlichste aller Kriege«, sagte Ministerin Joly. Und weiter: »Wir wissen, daß wir diplomatisch zusammenarbeiten können, um Streitigkeiten auf der Grundlage von Regeln und Prinzipien beizulegen.« Minister Kofod ergänzte: »Diplomatie und Rechtsstaatlichkeit funktionieren tatsächlich.« Nach der Unterzeichnung der Einigung tauschten sie zwei Flaschen Whisky aus.

Die Arktisinsel Grönland gehört zu Dänemark. Zwar verwaltet sie sich in weiten Teilen selbst, für die Außen- und Verteidigungspolitik sind aber die Dänen zuständig.