Leitartikel13. Juli 2021

Kuba bleibt Kuba

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Das Konzept ist so einfach wie es durchschaubar ist. Man provoziere einen Mangel, um Unzufriedenheit bei Teilen der Bevölkerung hervorzurufen. Man bezahle einige Willige, die Unruhe schüren. Man lanciere Aufrufe zu Protesten. Und man empöre sich lauthals, wenn der Versuch eines »Volksaufstands« nicht das erwünschte Resultat bringt.

Dieses Konzept wurde Dutzende Male erprobt, seit es in der Welt erfolgreiche Bemühungen gibt, eine andere Gesellschaft zu errichten als die mit der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Vor allem die Sowjetunion war immer wieder Ziel solcher Konspirationen, die damals noch nicht »Regime change« genannt wurden. In der Zeit der Existenz von Staaten in Osteuropa, die sich den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft zum Ziel gesetzt hatten, wurde die Konspiration verfeinert, denn es standen weiter entwickelte technologischen Möglichkeiten der Einflußnahme zu Verfügung, vor allem über den Rundfunk und dann über das Fernsehen.

Das Konzept funktionierte 1989/1990 mit Erfolg bei der Umwandlung der bis dahin sozialistischen Länder Europas in kapitalistische Staaten mit besonderer Abhängigkeit vom Westen, wobei die DDR gleich ganz von der Landkarte getilgt werden konnte. Weiter verfeinert wurde es bei den »bunten Revolutionen« in weiteren Ländern, in der Ukraine dann noch unterstützt von offen faschistischen Kräften.

Kuba, 90 Meilen vor der Küste der USA, ist seit über 60 Jahren Zielobjekt dieser Subversionspolitik. Nachdem die revolutionäre Regierung den Aufbau des Sozialismus als Ziel proklamiert hatte, verhängte die Administration der USA unter Präsident John F. Kennedy eine umfassende Blockade gegen die Insel. Diese Blockade besteht nicht nur bis heute, sie wurde seit damals immer wieder verschärft – allein unter Präsident Trump mit 243 neuen Maßnahmen. Das Ziel wurde seinerzeit klar deklariert: Mangel schaffen, um damit Unzufriedenheit zu provozieren und schließlich die Regierung zu stürzen. Seitdem gibt es immer wieder neue Versuche, dieses Ziel zu erreichen.

Für den Sonntag hatten die Zentren der Konterrevolution von Miami aus über die Contra-Sender »Radio Martí« und »TV Martí« zu Protesten gegen Kubas Regierung aufgerufen, um Mißstände anzuprangern, die zum größten Teil der USA-Blockade, aber auch der aktuellen Pandemie zu verdanken sind. Der Aufruf wurde von mehreren hundert Leuten in Havanna und anderen Städten befolgt. Daraufhin wandte sich Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel per Radio und Fernsehen an die Kubaner. »Die Straßen gehören den Revolutionären«, sagte er und rief dazu auf, auf die Straßen zu gehen und die Revolution an jedem Ort des Landes zu verteidigen.

Die Aufforderung wurde zehntausendfach befolgt. Im ganzen Land entschieden sich Kubaner, ihre Straßen nicht denen zu überlassen, die das Land an die USA ausliefern wollen. Die Mitarbeiter von Radio und Fernsehen stellten sich vor die Eingänge, um diesen Leuten nicht das Feld der Kommunikation zu überlassen. Unruhestifter konnten rasch ruhiggestellt werden, die Fotografen ausländischer Agenturen bekamen fast nur noch Unterstützer der Revolution vor die Kameras. Fotos mit wütenden Protestierenden, mit Fahnen der USA und der Aufforderung, auf Kuba militärisch zu intervenieren, waren massenweise in Miami zu haben, nicht jedoch in Havanna.

Die Kubaner haben ihr Recht auf Demonstration wahrgenommen. Die Straßen Kubas gehören weiter den Revolutionären.