Kaleidoskop05. August 2023

Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet um 66 Prozent gesunken

von dpa/ZLV

Im Juli ist die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet um 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken. Das teilte das Umweltministerium des südamerikanischen Landes am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf vorläufige Daten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung INPE mit. mit. Demnach gab es im vergangenen Monat auf einer Fläche von knapp 500 Quadratkilometern Hinweise auf Abholzung. Im Juli 2022 waren es noch 1.490 Quadratkilometer gewesen. Der Juli ist traditionell einer der Monate mit der stärksten Abholzungsrate im Amazonas.

Von August 2022 bis Juli 2023 wurde im brasilianischen Amazonasgebiet den Angaben zufolge eine Fläche von 7.952 Quadratkilometern abgeholzt. Das war der niedrigste Wert seit vier Jahren. Im Cerrado, den Feuchtsavannen im Südosten des Landes, stieg die Abholzung hingegen auf 6.347 Quadratkilometer – den schlechtesten Wert seit Beginn der systematischen Aufzeichnung im Berichtszeitraum 2017/18.

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte bei seinem Amtsantritt Anfang des Jahres angekündigt, den Umwelt- und Klimaschutz zu stärken. Zuletzt ging die brasilianische Polizei mit einer Reihe von Großeinsätzen auch gegen illegale Goldsucher vor. »Wir sehen eine positive Entwicklung, in der es keine Straffreiheit mehr gibt«, sagte Umweltministerin Marina Silva.

Der Amazonasregenwald gilt als Kohlendioxidspeicher und hat eine wichtige Funktion im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Während der Amtszeit des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro (2019 bis 2022) nahmen Abholzungen und Brandrodungen im Amazonasgebiet stark zu. Bolsonaro sah die Region vor allem als »ungenutztes Potential« für Großkonzerne und ließ Agrarmultis und Goldminenbetreibern bei der Landnahme weitestgehend freie Hand. Den Kontrollbehörden kürzte er die staatlichen Mittel oder entzog ihnen Kompetenzen.

Ebenfalls am Donnerstag ist der brasilianischen Polizei ein wichtiger Schlag gegen die illegale Abholzung des Regenwaldes im Amazonasgebiet gelungen. Bei der Operation Retomada im Bundesstaat Pará sei ein Geschäftsmann verhaftet worden, teilte die Bundespolizei mit. Bei dem Verdächtigen handle es sich »um den größten Zerstörer des Amazonasgebiets«, gegen den jemals ermittelt wurde. Ein Gericht ließ zudem 16 agrarische Großbetriebe und 10.000 Stück Vieh beschlagnahmen und Vermögenswerte in Höhe von rund 116 Millionen Brasilianischen Reais (umgerechnet 21 Millionen Euro) einfrieren.

Der Verdächtige hat sich laut Polizei mit Komplizen illegal mehr als 21.000 Hektar öffentliches Land angeeignet. Dafür sollen sie Grundstücke in der Nähe ihrer Ländereien in betrügerischer Absicht auf die Namen von Verwandten eingetragen haben. Mehr als 6.500 Hektar Regenwald seien dort bereits abgeholzt worden, um die Flächen für die Viehzucht zu nutzen, erklärte die Polizei.