Luxemburg10. August 2024

2023 gab es 2.553 Nachtflüge, davon 1.995 zwischen 23 und 23.59 Uhr

Nachtflugrekord auf Findel

von Ali Ruckert

Es gab eine Zeit, da war der Flughafen Findel zwischen 22 Uhr am Abend und 7 Uhr am Morgen geschlossen, und es gab keinen einzigen Nachtflug, da während dieser neun Stunden keine Gendarmen, keine Zöllner und keine Flughafenfeuerwehrleute arbeiteten. Doch mit der Gründung der Frachtfluggesellschaft Car­golux im Jahr 1970 und deren gewerblichen Flügen im Frachtbereich änderte sich das schnell.

Seither gibt es wohl immer noch ganz offiziell eine nächtliche Schließung des einzigen internationalen Flughafens des Landes zwischen 23 und 6 Uhr, aber in Wirklichkeit gibt es während der offiziellen Nachtruhezeit übers ganze Jahr viel Betrieb. 2023 wurden insgesamt 2.553 Nachtflüge gezählt – ein absoluter Rekord!

Geregelt werden die Nachflüge durch die großherzogliche Verordnung vom 24. Mai 1998.

Viele Ausnahme-Genehmigungen und ministerielle Sondergenehmigungen

Ständige Ausnahegenehmigungen erhalten Linienflüge im Passagiertransport und im Frachtbereich, die sich gegenüber dem geplanten Flugplan verspäten.

Das gilt auch für sämtliche Linienflüge im Frachtbereich, die zwischen 23 und 24 Uhr geplant sind. Hinzu kommen Regierungsflüge, Flüge zu Such- und Rettungszwecken, Flüge zu humanitären und gesundheitlichen Zwecken, Flü­ge in Notfällen und Flüge im Rahmen »internationaler Verpflichtungen« Luxemburgs.

Weitere Ausnahmegenehmigungen gibt es für Nichtlinienflüge von Fluggesellschaftwen, die ihren Heimathafen in Luxemburg haben, allerdings benötigen diese nach 24 Uhr eine ministerielle Sondergenehmigung.

Im Jahr 2018 wurden insgesamt 2.145 Nachflüge auf Findel notiert, im Corona-Jahr 2020 waren es hingegen nur 1.420, doch in den zwei nach­folgenden Jahren starteten und landeten noch weniger Flugzeuge nach 23 Uhr. Der Grund: Die 4.000 Meter lange Start- und Landebahn wurde komplett erneuert, und die Arbeiten fanden während der Nacht statt. 2023 musste die Anzahl der Landungen pro Stunde begrenzt werden, weil die Zivilluftfahrtbehörde DAC eine Nichtkonformität festgestellt hatte.

Im Jahr 2023 gab es dann allerdings wieder mit 2.553 Flügen zwischen 23 und 6 Uhr eine Rekordzahl an Nachtflügen. Die meisten (1.995) erfolgten zwischen 23 und 23.59 Uhr, was die zehntausenden Einwohner aus den Ortschaften rund um den Flughafen und die Menschen, die unterhalb der regulären Flugrouten wohnen, besonders erbost.

Zurückzuführen ist die ho­he Anzahl der Nachtflüge während dieses Zeitfensters auf die allgemeine Zunahme des Flugverkehrs, Probleme bei der Verkehrssteuerung auf der Strecke unterwegs und auf anderen Abflughäfen, manchmal auch auf ungünstige Wetterbedingungen.

Ein Dorn im Auge ist vielen aber auch der Fluglärm, dem sie zwischen 6 und 7 Uhr morgens ausgesetzt sind. Doch dabei handelt es sich bereits nicht mehr um »nächtliche Lärmbelästigung«, da diese Flüge nicht mehr als Nachtflüge gelten.

Die Regierung redet sich damit heraus, dass es im Jahr 2023 gerade mal 31 Beschwerden wegen der Nachtflüge gab – knapp 2,75 Prozent der Beschwerden, die im gleichen Jahr wegen des Flughafenbetriebs eingingen. Verwiesen wird zudem darauf, dass staatliche Beihilfen angefordert werden können, um Häuser, die sich in den ausgewiesenen Flugschneisen befinden und vor 1986 gebaut wurden, mit einem zusätzlichem Lärm­schutz auszurüsten.