Kaleidoskop26. Juni 2024

China gelingt Gesteinstransport von erdabgewandter Seite des Mondes

von dpa/ZLV

Beijing – Eine Kapsel des chinesischen Raumschiffs »Chang'e-6« ist mit Gesteinsproben von der erdabgewandten Seite des Mondes zur Erde zurückgekehrt. Wie Live-Bilder des chinesischen Fernsehens zeigten, landete die Kapsel am Dienstagnachmittag (Ortszeit) in der Steppe der nordchinesischen Inneren Mongolei.

China hatte zuletzt im Ende 2020 Gesteinsproben vom Mond zur Erde gebracht. Davor war dies bereits den USA und der Sowjetunion in den 60er und 70er Jahren gelungen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt waren nun jedoch Proben von der »Rückseite« des Mondes an Bord, von denen sich Wissenschaftler in aller Welt nun neue Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten erhoffen.

Die Landeeinheit des nach der chinesischen Mondgöttin benannten Raumschiffs hatte am 2. Juni auf dem Mond aufgesetzt und dann die Gesteinsproben gesammelt. Basierend auf den geologischen Merkmalen der Landestelle im Südpol-Aitken-Becken des Mondes gehen chinesische Forscher davon aus, daß die zurückgebrachten Proben aus ungefähr 2,5 Milliarden Jahre altem Vulkangestein bestehen werden. Auch Spuren früherer Meteoriteneinschläge könnten enthalten sein.

Es gebe »erhebliche Unterschiede« zwischen der erdzu- und der erdabgewandten Seite des Mondes, und zwar hinsichtlich der Krustendicke, der vulkanischen Aktivität und der Zusammensetzung des Bodens, schreibt der chinesische Geologe Yue Zongyu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Wissenschaftsmagazin »The Innovation«. Proben mit Spuren von Meteoriten könnten letztlich nicht nur Informationen über die Evolution des Mondes liefern, sondern auch neue Erkenntnisse über die Entstehung des gesamten inneren Sonnensystems, erklärte Yue.

Mit der Rückkehr der Kapsel schließt die Volksrepublik bereits ihren sechsten Mondflug seit 2007 erfolgreich ab. 2020 hatte »Chang'e-5« Proben von der »Vorderseite« des Mondes zur Untersuchung zur Erde gebracht. Zuvor war 2019 mit »Chang'e-4« erstmals ein Fahrzeug auf der erdabgewandten Mondseite gelandet und hatte das Terrain erkundet. Mondlandungen gelten als äußerst diffizil. In jüngster Vergangenheit hatten mehrere Mondsonden aus Indien, Israel, Japan und Rußland nicht wie geplant ihr Ziel erreicht.

Und auch bei der USA-Raumfahrtbehörde NASA gibt es Probleme: Erst nach jahrelangen Verzögerungen war ihr »Starliner« jüngst zur Internationalen Raumstation ISS geflogen, doch es traten Heliumlecks auf und nun verschiebt sich die Rückkehr zur Erde. Das Raketensystem »Starship« des US-amerikanischen Privatunternehmens SpaceX wiederum explodierte in den ersten drei Tests schon nach wenigen Minuten, erst der vierte kam etwas weiter.

Weitere Mondflüge Chinas sind schon in der Vorbereitung. 2026 soll »Chang’e-7« starten und die Umgebung am Südpol des Mondes noch besser erforschen. Oberstes Ziel ist es, bis 2030 chinesische Raumfahrer zum Mond zu befördern und dort eine Forschungsstation zu errichten. Die NASA mußte ihr Mondprogramm wegen Problemen mit Rakete und Raumschiff erst neulich wieder verschieben. Nun plant sie eine bemannte Mondlandung im Herbst 2026.