Luxemburg13. September 2024

Ahnungslos in die Lächerlichkeit:

Zwang zum iPad, Verbot vom Smartphone

von ZLV

Minister Meisch ist verläßlich zumindest in den Sekundarschulen bei allen Jugendlichen Kopfschütteln sicher, während in Grundschule und Maison Relais die Eltern unglücklich sein werden mit dem Smartphone-Verbot, da sie das Gerät den Kinderchen mitgeben, um sie im Fall des Falles erreichen zu können, z.B. wenn die Arbeitszeit oder der Arbeitsweg sich unerwartet verlängert.

Jedenfalls hat Claude Meisch bis Ostern als Ersatz für die derzeitigen Verbote von Geräten, die gar nicht mehr erhältlich sind, ein Gesetz angekündigt, das in der Grundschule und den Maisons Relais ein totales Verbot von Smartphones ausspricht. In den Sekundarschulen müsse dann während des Unterrichts eine physische Distanz zwischen Smartphone und Schüler garantiert sein. Die Schulen könnten in ihrer Autonomie darüber hinaus weitere Begrenzungen einführen nach Alter, Zeit und Räumlichkeiten bis hin zum allgemeinen Smartphone-Verbot. Sekundarschulen haben Zeit bis Pfingsten 2025, um ihre Konzepte auszuarbeiten oder anzupassen.

Da es gleichzeitig den Zwang zum iPad gibt, auf dem alles gemacht werden kann, was sich auch mit dem Smartphone machen läßt, ist das lächerlich. Eine Grenze setzt da nur ein Technologiestand, der mit 4 GB Ram und 32 GB Datenspeicher in den Jahren 2016/17 akzeptabel war. Von den 32 GB Datenspeicher sind rund 45 Prozent vom System belegt, das mit jedem Update größer wird, so daß für die Durchführung eines solchen oft genug die vorherige Deinstallierung einer App erforderlich ist.

Wir erlaubten uns daher die Frage, ob ein Gerät mit derartigen »Fähigkeiten« tatsächlich die digitale Zukunft in Luxemburg darstellt, oder ob das nicht der Beweis ist, daß Apple einem unwissenden Minister ein Gerät aufgeschwatzt hat, das anders nicht mehr zu verkaufen wäre. Es ist ja noch nicht mal möglich, einen normalen USB-Stick anzuschließen zum Datenspeichern und Überführen in einen ordentlichen Computer.

Das Herumgerede, er glaube nicht, die Geräte könne Apple anderweitig nicht verkaufen, und es sei das ein nötiges Werkzeug, um auf die digitale Zukunft vorzubereiten, war nur der Beweis ministerieller Ahnungslosigkeit. Um Sinn zu machen, müßte das Gerät mehr bieten als eine gute Batterie, die allerdings viereinhalb Stunden Ladezeit braucht. Das absolute Minimum läge bei 8 GB Ram und 128 GB Datenspeicher, ergänzt um einen normalen USB-Steckplatz, um ordentlich damit arbeiten zu können, wenn es mehr als Texte schreiben und Spielen sein soll. Als Smartphone-Ersatz reicht es in den Schulstunden aber allemal, auch wenn niemand ein solches Smartphone kaufen würde, da bei den meisten wohl 32 GB an Daten in maximal sechs Monaten anfallen.

Wie das Erziehungsministerium zur Ansicht kommt, ein Smartphone sei ein Ablenkungs- aber ein iPad ein reines Arbeitsinstrument, bleibt ein Rätsel. Wobei theoretisch der Herr Professor über eine Spionage-App kontrollieren könnte, wer gerade was und wie lange mit dem iPad macht. Er könnte das dann am Ende der Stunde mitteilen, womit er sich dann verläßlich unmöglich gemacht hätte, wobei die meisten inklusive des Ministers gar nicht wissen, daß es das gibt. Die Schüler wissen das aber, denn von denen haben wir die Information.

Wobei generell das Wissen um digitale Geräte und deren praktische Anwendung bei Jugendlichen in der Regel immer noch weit größer ist als bei den Lehrkräften. Ausnahmen bestätigen die Regel zumindest so lange, wie das Ziehen des Netzsteckers am Klassencomputer ausreicht, um die Informatikabteilung der Schule rufen zu müssen, die das dann auch nicht gleich erkennt.

Aber für den Minister ist alles gut, wobei alles, was noch nicht perfekt ist in seinen Augen, schrittweise verbessert wird. In der Grundschule werden so in diesem Schuljahr ganze 50 Fachkräfte eingestellt, die sich mit verhaltensauffälligen Kindern befassen sollen. Es werden auch neue soziotherapeutische Zentren versprochen für auffällig Werdende in Grund- und Sekundarschulen.

Für das Schuljahr 2026/27 wird die Generalisierung der freien Wahl der Alphabetisierung in Deutsch oder Französisch an allen Schulen ebenso angekündigt wie ein neuer Lehrplan auf den Säulen Wohlbefinden, Partizipation, Mehrsprachigkeit und Digitalisierung.

Infolge der großen Nachfrage, die das Platzangebot um das Dreifache überstieg, werden bis 2028 weitere drei öffentliche Europaschulen angekündigt »um mit großer Flexibilität auf die unterschiedlichen Sprachen der Schüler zu reagieren«. So bekämen auch Schüler mit Migrationshintergrund faire Bildungschancen. Wenn sie als erste Sprache Portugiesisch und als zweite Englisch wählen, führt sie das dann aber auf keinen Arbeitsplatz hierzulande.

In der Berufsausbildung wird für 2027/28 versprochen, alle Handwerksberufe neben Deutsch auch auf Französisch anzubieten und das Angebot auf Englisch auszuweiten. In Bezug auf die »Voie de préparation« teilte Meisch seine Absicht mit, eine Reform vorzuschlagen, während das Gesetzesprojekt zum Jugendschutz noch 2024 fertig werde. Teil davon werde eine Vernetzung der Arbeit des »Office national de l'enfance« mit den Schulen sein.

Ansonsten rollt eine Kampagne mit den Berufskammern zur Berufsausbildung auf uns zu neben der Kampagne für verantwortlichere Bildschirmzeiten.