Leitartikel10. Oktober 2024

Land für Frieden

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Im seit einem Jahr geführten Krieg Israels gegen den Gazastreifen wurden laut dem Internetportal Statista bis gestern mindestens 41.800 Palästinenser getötet, mehr als 10.000 Tote werden noch in den Ruinen ihrer Häuser vermutet.

Bei den ständigen Bombardements des von Israel schon seit Jahren abgeriegelten Küstenstreifens, in dem auf engstem Raum rund 2,1 Millionen Menschen lebten, sind laut Satellitendaten zwei Drittel der Vorkriegsbauten – mehr als 163.000 Gebäude – beschädigt oder zerstört, ihre Bewohner mehrfach vertrieben worden. Hinzu kommen laut Statista 693 Palästinenser, die auf der Westbank getötet wurden, sowie 2.100 Tote in Folge der israelischen Angriffe im Libanon.

Derweil prangert die UNO einen rasanten Anstieg von Angriffen auf das libanesische Gesundheitswesen an. Seit Beginn der jüngsten israelischen Offensive auf das Nachbarland seien schon mehr als 70 Ärzte, Krankenpfleger und andere Gesundheitsarbeiter getötet worden – zuletzt 28 innerhalb eines einzigen Tages. Das Ärztesyndikat im Libanon sprach zu Wochenbeginn von einem »Massaker Israels gegen libanesisches Medizinpersonal«.

Doch selbst wenn die israelische Armee nach Gaza auch noch die Westbank und den Libanon in Schutt und Asche legen würde: solange die koloniale Gewalt des israelischen Staates nicht aufhört, wird es auch Gegenwehr geben. So war es nach jedem Massaker an Palästinensern von Deir Yassin am 9. April 1948 bis Masafer YattaIm im September 2021.

Man kann Organisationen wie Hamas und Hisbollah vernichten, aber nicht ein ganzes Volk. Über kurz oder lang mußten sich alle Kolonialherren aus ihren Kolonien zurückziehen. Die Siedlerkolonien Israels in den besetzten palästinensischen Gebieten werden hier keine Ausnahme machen.

Am Ende des seit nunmehr 76 Jahren währenden Nahostkonflikts kann nur eine Zweistaatenlösung nach dem Prinzip »Land für Frieden« stehen. Nur wenn Israel besetztes arabisches Land wie Palästina in den Grenzen von 1967, Ostjerusalem, die syrischen Golanhöhen und die libanesischen Scheeba-Farmen räumt, kann das Land mit seinen arabischen Nachbarn in Frieden leben.

Es war übrigens die marxistische Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP), die bereits vor einem halben Jahrhundert als erste palästinensische Organisation ein Tabu brach: Sie gab offen zu, Kontakt zu Israelis aufgenommen zu haben, nämlich zunächst zur kommunistischen Organisation Matzpen.

Zu Recht hielt und hält die DFLP eine Allianz mit der israelischen Arbeiterklasse für unabdingbar, um einen sozialistischen Palästinenserstaat zu schaffen, in dem alle Religionen friedlich zusammenleben können. Schon 1969 erklärte ihr damaliger Generalsekretär Najef Hawatmeh:

»Die Front erkennt (...) das Recht des „Jüdischseins“ als eine Kultur für jüdische Gemeinden an. Besonders im Falle der jüdischen Gemeinde, die heute in Palästina vorhanden ist, und hier vor allem die Nach-1948-Generation, die in Palästina geboren und aufgewachsen ist. Wir glauben, daß diese Generation voll und ganz das Recht hat, Seite an Seite mit dem palästinensischen Volk zu leben mit allen Rechten und Pflichten.«