Wir heulen nicht mit den Wölfen der »Zeitenwende«
»Die Werte, die bei der Gründung im Jahr 1946 durch das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Luxemburgs und dessen Beauftragten Jean Kill im Vordergrund standen – Frieden, Humanismus, sozialer und gesellschaftlicher Fortschritt, Laizismus, Solidarität, Antirassismus, Antimilitarismus – sind heute aktueller denn je«, heißt es im Dokument über die redaktionelle Linie der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek«.
Die kommunistische Tageszeitung, die gegenwärtig fünf Ausgaben in der Woche hat, kannte gute und schlechte Zeiten, und während des Kalten Kriegs in den 1950er Jahren musste sie sogar während neun Monaten wegen Geldmangels als Wochenzeitung erscheinen. Aber auch in den schwierigsten Zeiten wich sie zu keinem Zeitpunkt von ihrer redaktionellen Linie ab, um Kompromisse an den »Zeitgeist« zu machen oder, wie das heute gefordert wird, mit den Wölfen der »Zeitenwende« zu heulen.
Die »Zeitung« hatte immer den Anspruch, möglichst umfassend über die wichtigen politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ereignisse hierzulande und in der Welt zu berichten, zu analysieren und zu kommentieren und dort weiterzuschreiben, wo andere aufhören – aus Rücksicht auf die bestehenden Verhältnisse oder weil sie keinen marxistischen Kompass haben, der ihnen das ermöglichen würde.
Dass die Zeitung diesem Anspruch nicht immer gerecht wurde, ist nicht zu leugnen, aber die Bemühungen dazu sind da, auch wenn die Bedingungen für progressiven Journalismus unter den gegenwärtigen Umständen in vielen Hinsichten kompliziert bleiben, unter anderem weil das Bewußtsein der Lohnabhängigen, die tagaus, tagein der bürgerlichen Ideologie in vielen Formen ausgesetzt sind, schwach ist, und nicht nur junge Menschen weniger Zeitung lesen. Auch digitale Ausgaben von gedruckten Zeitungen vermochten diesen Trend bisher nicht umzukehren.
Aber die »Zeitung« bleibt unverzichtbar für alle, die sich mit der »Schönheit der bestehenden Verhältnisse« nicht zufriedengeben, die sich über die Arbeit der fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte in Politik und Gewerkschaft, hierzulande und in der Welt, informieren möchten und selbst dazu beitragen wollen, dass positive Veränderungen möglich werden.
Denn während andere von sich behaupten, sie seien politisch neutral oder überparteilich, obwohl sie tagtäglich im Sinne des ungerechten kapitalistischen Systems berichten und die wirtschaftlichen Machthaber und deren politische Wasserträger hofieren, macht die »Zeitung« keinen Hehl daraus, dass sie Partei ergreift, wenn es darum geht, die sozialen Forderungen der Gewerkschaften zu unterstützen, die Jugend- und Umweltbewegung zu ermutigen, die Konsequenzen des Klimawandels nicht hinzunehmen und sich an der Seite der KPL für eine Systemänderung einzusetzen, weg von der kapitalistischen Ausbeutergesellschaft, hin zu sozialer Gerechtigkeit, Frieden und Sozialismus. Auch schlechte Wahlergebnisse werden daran nichts ändern.
Eine solche Zeitung braucht und verdient die Unterstützung und die Solidarität der Schaffenden, damit sie ihrer Rolle heute und in Zukunft besser gerecht werden kann.
In diesem Sinn wollen wir alle Leserinnen und Leser ganz herzlich zum »Wisefest« der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« an diesem Wochenende in Sanem einladen. Es ist eine gute Gelegenheit, unter Freunden zu diskutieren und zu feiern – auch mit Redakteuren der »Zeitung« – interessante Menschen kennenzulernen und die Solidarität zwischen den schaffenden Menschen und der »Zeitung« zu stärken.