Luxemburg20. Juni 2024

Das Pflegeheim Elysis in Esch

Vorbildlich aber teuer

von KP

Am 15. Juni gab es im Escher Pflegeheim Elysis ein Tag der »Offenen Tür«, was sehr viel Zuspruch fand. Eine nicht unwichtige Aktion, denn gemessen an den Skandalen im Ausland, macht es wirklich Sinn, sich nicht nur das Haus, sondern auch die vor Ort für die Pflege und Obhut Verantwortlichen anzuschauen.

In der den Gästen ausgehändigten Broschüre heißt es denn auch: »In unserem Haus erwarten Sie eine moderne, freundliche und vertrauensvolle Atmosphäre«. Dank der offenen Gespräche mit dem Pflegepersonal, ist es erlaubt sich dieser Aussage anzuschließen, auch gerade weil sich auf die langjährigen Erfahrungswerte des Hauses auf Kirchberg bezogen werden kann. Elysis Esch besticht zudem durch seine Architektur. Viel Licht durchströmt die fast hallenartig anmutenden Räume. Die Wände bieten Platz für sich abwechselnde Kunstausstellungen, und aktuell kommen die Werke von Ann Vinck zu Ehren.

Neben der eigentlichen Pflege und Betreuung d werden noch weitere Dienstleistungen angeboten. Ein Frisörsalon, Maniküre und Fußpflege im Haus sorgen für Wohlgefühl. Die Cafeteria bietet alles was das Herz begehrt, und man könnte geneigt sein zu unterstreichen, dass einem hier jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird. Auch im Restaurant – alles wird hier frisch vor Ort von Profis zubereitet – steht der Gast im Mittelpunkt. Wenn dann noch alle »Akteure« der Landessprache mächtig sind, gelegentlich mit einem »Akzent«, weiß man seine Liebsten in besten Händen.

Elysis Esch grenzt an einen so genannten intergenerationellen Park an. Hier sollen sich die Schüler der angrenzenden Grundschule mit den Bewohnern des Pflegeheims austauschen können. Im weiteren Verlauf der Ausgestaltung werden auch Tiere im Außenbereich der auf dem Dach angelegten Terrasse ihren Einfluss auf den Seelenfrieden von Menschen mit Demenz ausüben dürfen.

Der Blick
hinter den Vorhang

Wenn sich nun alles nach »Perfektion« anhört, und es de facto keinen Anlass gibt an der Motivation der Beschäftigten des Pflegeheims Zweifel zu äußern, so ist allerdings auch bei Elysis nicht alles Gold was glänzt, wobei… Wer die Dienste in diesem Hause in Anspruch nehmen will, darf kein armer Sünder sein. So kostet derzeit ein Einzelzimmer immerhin 4.500 Euro im Monat. Die einmalige Zahlung fürs Anlegen einer Patientenakte liegt bei 400 Euro. Jede zusätzliche Behandlungsstunde kostet monatlich 290,43 Euro.

Für Menschen aus dem Arbeitermilieu ist dieses Haus, außer es gab einen Lottogewinn oder die Familie kann den Aufenthalt bezuschussen, nicht zugänglich. Hinzu kommen dann noch einige »Nebenkosten«, die wohl sehr transparent gestaltet sind, aber so auch von den zur Mittelschicht zählenden Patienten schon als »Groschengrab« zu bewerten sind.

Ob dies so im Sinne des viel zu früh verstorbenen OGBL-Gewerkschafts­präsi­den­­ten John Castegnaro gewesen ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Ein Blick auf die Zusammensetzung des Verwaltungsrates allerdings lässt erkennen, dass hier nicht die soziale Komponente als Grundlage zu bewerten ist, auch dann, wenn der Laden als Asbl, also als Gemeinnütziger Verein ohne Gewinnzweck verklärt wird.

Präsidiert wird der Verwaltungsrat dieser Asbl vom CEO der Editpress Mediengruppe Alvin Sold. Ebenfalls dabei seine Nachfolgerin an der Spitze von Editpress: Danièle Fonck. CEO von 2011 bis 2018. Offiziell, so wird gemunkelt, um das Erbe von John Castegnaro in Ehren zu verwalten… Als »zweiter« Mann am Ruder wird Dr. Serge Allegrezza genannt, seines Zeichens Direktor des statistischem Amtes STATEC (seit 2003) und Chef der dem Wirtschaftsministerium unterstellten Beobachtungsstelle für Wettbewerbsfähigkeit (seit 2005).

Interessant ist auch die Person des André Zwally. Aktuell CSV-Schöffe der Stadt Esch und ehemalige Größe eines ortsansässigen Fußballvereins. Man könnte die Namensliste des Verwaltungsrates abarbeiten ohne auch nur einen Ansatz für die soziale Komponente oder gar die Kompetenz im Bereich von Pflege zu finden. Zudem sitzen die meisten in vielen unterschiedlichen Verwaltungsräten und lassen zumindest die Vermutung zu, dass die Besetzung dieser Posten eher auf finanziellen und natürlich auch etwas prestigeträchtigen Gründen beruht.

Es gehört sich allerdings nicht solche Fakten anzuprangern, immerhin stand am Anfang der Gedanke »Gutes zu tun«. Dass in diesem Falle aber nur betuchte Senioren in den Genuss, einer eigentlich allen älteren Menschen zustehenden würdigen Pflege, kommen, hinterlässt einen doch eher bitteren Nachgeschmack. Als Fazit bleibt: Dieser Verwaltungsrat steht für die Befürwortung einer Zweiklassengesellschaft und gibt dennoch vor Vorbild für sozialen Aktivismus sein zu wollen.