Luxemburg13. April 2023

Haff Réimech statt »Kernkraftwerk Remerschen«

In den 70er Jahren plante die Regierung ein 1.300-Megawatt-AKW an der Mosel, gab das Projekt aber 1981 auf

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Unter Langzeitpremier Pierre Werner von der CSV und seinem Nachfolger Gaston Thorn von der DP planten die CSV/DP- und die folgende Regierung aus DP und LSAP in den 70er Jahren den Bau eines Atomkraftwerks an der luxemburgischen Mosel. Das »Kernkraftwerk Remerschen« sollte einen Druckwasserreaktor mit einer Leistung von 1.300 Megawatt erhalten und 1981 in Betrieb gehen.

Geschätzte Kosten: 1,5 Milliarden D-Mark

Von Anfang an wurde das luxemburgische AKW-Projekt von den westdeutschen Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt (beide SPD) sowie vom späteren CDU-Kanzler Helmut Kohl, damals noch Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz, und seinem saarländischen Amtskollegen und Parteifreund Franz-Josef Röder unterstützt. Schon in der Planungsphase wurde vereinbart, mindestens die Hälfte des erzeugten Atomstroms nach Rheinland-Pfalz und ins Saarland zu liefern. Sogar die geschätzten Kosten wurden nicht in Luxemburger Franken, sondern in Westmark angegeben: 1,5 Milliarden DM.

Doch das geplante »Kernkraftwerk Remerschen« stand in direkter Konkurrenz zur französischen Atomzentrale Cattenom. Als 1979 mit deren Bau begonnen wurde, gab die Regierung Thorn den Plan endgültig auf – und das zum AKW-Bau vorgesehene Gelände an der Mosel wurde zum Naturschutzgebiet Haff Réimech.

AKW-Rückbau wäre teuer und aufwendig

Wäre das luxemburgische Atomkraftwerk tatsächlich wie geplant Anfang der 80er Jahre in Betrieb gegangen, müßte sich die Regierung nach vier Jahrzehnten wohl langsam Gedanken über den Abriß machen. Ein sogenannter Rückbau aber wäre teuer und aufwendig. Beispielsweise wurde das AKW Würgassen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen bereits 1994 stillgelegt, seit bald drei Jahrzehnten läuft der Abriß. Der einzige Meiler im einzigen kommerziellen Atomkraftwerk Nordrhein-Westfalens, ein Siedewasserreaktor der zweiten Generation, ist längst entkernt, nur die wuchtige Reaktorhülle ragt noch über die Baumwipfel. Der Parkplatz vor der Zufahrt, einst Schauplatz zahlloser Manifestationen von Atomkraftgegnern, ist verwaist.

Von der versprochenen »grünen Wiese« ist jedoch nichts zu sehen, stattdessen soll in Würgassen ein gigantisches Lager für Atommüll entstehen. Seit Januar 2020 plant die staatliche Gesellschaft für Zwischenlagerung auf dem AKW-Gelände den Bau einer 325 Meter langen, 125 Meter breiten und 16 Meter hohen Halle. Ab 2027 soll sie allen in Deutschland angefallenen schwach- und mittelradioaktiven Müll aufnehmen, der später für eine sogenannte »Endlagerung« im Schacht Konrad in Salzgitter vorgesehen ist – insgesamt etwa 300.000 Kubikmeter.

Derweil hat die staatliche Bundesgesellschaft für Endlagerung kürzlich mit dem Eingeständnis für Schlagzeilen gesorgt, daß ein Standort für die Deponie hochradioaktiven Atommülls nicht wie angestrebt im Jahr 2031 feststeht, sondern erst Jahrzehnte später. Bis dahin müssen die rund 1.700 mit heißem und extrem stark strahlendem Atomschrott gefüllten Castoren dicht bleiben.