Ausland31. Mai 2024

Wohnungsmangel verschärft sich weiter

Baugenehmigungen sinken auch im März. Mangel verschärft sich

von Klaus Fischer, Berlin

Deutschland hat eine lange Liste sozialökonomischer Probleme. Und die Fähigkeit des Staats, diese zu lösen, bleibt weiter fraglich. Eines der größten ist der Wohnungsmangel. Und der verschärft sich weiter.

So sind laut einer Destatis-Pressemitteilung vom 17. Mai auch im ersten Quartal die Wohnungsbaugenehmigungen weiter zurückgegangen. Im März waren es 18.500. Das waren 24,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat und sogar 46,9 Prozent weniger als im März 2022. Im gesamten ersten Quartal gab es 53.500 Genehmigungen, 15.200 weniger als im Vorjahreszeitraum.

Tags zuvor berichtete dpa von rund 295.000 im Jahr 2023 fertiggestellten Wohnungen, »knapp unterhalb des Vorjahreswerts«. Destatis nannte Ende Februar »nach vorläufigen Ergebnissen« noch 260.100 Baugenehmigungen, verwies dabei allerdings auf »94.100 weniger als im Jahr 2022«. Dies entspräche, so Destatis, dem »niedrigsten Stand seit 2012«. In jedem Fall wurde die »Zielmarke« der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr erneut deutlich verfehlt.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) versuchte das dennoch als Erfolg umzudeuten: »Sollten sich die nun vorab in den Medien genannten Zahlen bestätigen, wäre das eine starke Leistung der Baubranche, die zeigt, daß die Branche stabil durch die Krise kommt und Arbeitsplatzverluste vermieden werden.«

Bauvorhaben in der BRD haben sich wegen des Anstiegs der Kreditzinsen und der explodierenden Baukosten in den vergangenen zwei Jahren drastisch verteuert. Nicht zuletzt die Immobilienwirtschaft warnt davor, »die Dramatik des Wohnungsmangels« zu unterschätzen. Der Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) Andreas Mattner: »Wir sind noch nicht ansatzweise so weit, daß Fertigungszahlen die immer größere Wohnungslücke aufholen.« Zudem würden einbrechende Zahlen bei Projektentwicklungen erst noch richtig durchschlagen, so der Chef des Spitzenverbands der Immobilienwirtschaft gegenüber dpa. Die Branche hatte erst im April über fehlende Neuaufträge und Stornierungen bereits geplanter Projekte informiert.

Der ZIA hatte die Neubaulücke zuletzt auf 600.000 Wohnungen beziffert und gewarnt, daß dieser Wert auf bis zu 830.000 im Jahr 2027 steigen könnte. Auch eine Studie des Bauforschungsinstituts Arge bilanziert für die vergangenen vier Jahre enorm gestiegene Baukosten, etwa um 42 Prozent für Großstadtprojekte, und verweist auf den gleichzeitigen Anstieg der Bauzinsen.

Laut Arge fehlen in Deutschland indes schon heute etwa 800.000 Wohnungen. Vor allem: bezahlbare.