Luxemburg26. September 2024

Caritas-Belegschaft uneins, OGBL fordert den Klassenkampf

PwC trimmt Sozialbereich auf Wirtschaftlichkeit

von KP

Erst kam Verdruss, dann Chaos und nun Ungewissheit. Nachdem Premier Luc Frieden wegen abhanden gekommenen 61 Millionen Euro der Caritas den Geldhahn abgedreht hat und seinen Einfluss geltend machte, damit Price-Waterhouse Coopers (PwC) die Geschäftsaktivitäten in ein neues »Unternehmen« überführen kann, stehen viele Angestellte vor einem beruflichen Scherbenhaufen. Was ihnen die Zukunft bringen wird, entscheidet nicht zuletzt deren Bereitschaft zur Solidarität und dem wohl bevorstehenden Klassenkampf.

Spätestens am Montag werden die Würfel gefallen sein, dann wird »Hëllef um Terrain« (HUT) nahezu alle sozialen Dienstleistungen übernehmen. Für mindestens 350 Arbeitnehmer wird es eventuell zu einem Sozialplan kommen, wobei der PwC-Agent Christian Billon auf »kalte« Entlassung drängt. Die Strategie vom Ex-PwC-Managers, die Personalvertretungen gegeneinander aufzubringen trägt bereits Früchte. Auch unter den Beschäftigten hat es sehr unterschiedliche Ansichten. Dies zeichnet leider auch ein beschämendes Bild der im Sozialbereich arbeitenden Menschen, da es auch um die Zukunft der von ihnen betreuten Personen geht.

Wer nicht kämpft hat schon verloren

Bei der gestrigen »Informationsversammlung« im Casino zu Bonneweg – der OGBL hatte hierzu eingeladen – ging es während der Diskussionsrunde eher »ruppig« zu, was nun ebenfalls nicht wirklich zum Bild eines im sozialen Bereich tätigen Angestellten passt.

Zum Auftakt sprach OGBL-Präsidentin Nora Back der ganzen Belegschaft ihre Solidarität aus. Sie rief die Beschäftigten auf, solidarisch, verärgert und engagiert zu bleiben. »Ihr dürft nicht aus den Augen verlieren, dass ihr mit voller Absicht gespaltet werdet«, so Nora Back. Es sei emotional eine große Belastung für alle Betroffenen. Diese sollten allerdings nicht vergessen, dass »Sie« die Caritas waren und vieler Menschen Schicksal von dieser Arbeit bestimmt wird.

Wer bereit ist, zu kämpfen, kann auf den Rückhalt von mehr als 16.000 Gewerkschaftsmitgliedern zählen. Es gab dieses Jahr schon so manche Aktionen und sogar Streiks, die dank des OGBL und seinen Leuten erfolgreich beendet werden konnten.

Krisenkomitee stellt Arbeitsrecht in Frage

OGBL-Zentralsekretär Smail Suljic erklärte seinerseits, dass es am Wochenende ein Gespräch mit der neuen »Führung« gegeben habe. Er stellte fest, dass nicht nur die Antworten unzufriedenstellend waren, sondern die Personalvertreter teils beleidigt und ausgelacht wurden. Es wurde deutlich gemacht, dass die Gewerkschaften der Sache nur Schaden, was im Klartext bedeutet, dass es HUT lieb und teuer ist, diese vom neuen Unternehmen auszuschließen.

Dabei verlangen Personaldelegation und OGBL nur, dass die derzeit Beschäftigten in die neue Struktur überführt werden und auch das Dienstalter berücksichtigt wird. Die von PwC geleitete HUT aber drängt die Angestellten dazu, Arbeitsverträge aufzulösen und neue zu unterschreiben. Dabei würden alle Register gezogen, damit verhindert wird, dass Beschäftigte diese neuen Arbeitsverträge mit ihren Delegierten überprüfen können.

Smail Suljic betonte, dass es jedem freistehe, die dargebotenen Verträge zu unterschreiben, rät aber zur Vorsicht. »Wenn diese Verträge den gemachten Versprechen entsprechen würden, sollte es möglich sein, diese einzusehen. Das aber wird mit allen Mitteln verhindert.« Die Aufforderung, mit der Unterschrift zu warten, bis alles geklärt ist, fand leider nicht bei allen Anwesenden Beifall.

Am Freitag wird es um 12 Uhr vor dem Hauptsitz der Caritas in der Rue Michel Welter zu einem Proteststreik kommen. Auch Nicht-Caritas-Beschäftigte sind eingeladen, mitzumachen und sich solidarisch zu zeigen. Nur ein erfolgreicher Protest kann dazu führen, dass der OGBL in den Dialog eingebunden wird.