Interview mit Milena Steinmetzer, eine der Organisatorinnen des JIF-Frauenmarsches und Zentralsekretärin der Frauenabteilung des OGBL
Ein Frauenmarsch für die Rechte der Frauen
Morgen Samstag um 15 Uhr startet am Pariser Platz in der Hauptstadt der von der Plattform »Journée internationale des Femmes« (JIF) organisierte Frauenmarsch, der seinen Abschluss auf dem »Knuedler« finden wird. Zu den Forderungen der Plattform unterhielt sich die »Zeitung« mit Milena Steinmetzer, die eine der Organisatorinnen und Zentralsekretärin der Frauenabteilung des OGBL ist.
Zeitung: Schwangerschaftsunterbrechung ist eines der Themen, mit denen die JIF sich befasst und bei dem ganz bewusst darauf aufmerksam gemacht wird, was außerhalb unserer Landesgrenzen passiert. Warum das eigentlich?
Milena Steinmetzer: Nun, der 8. März ist der Internationale Frauentag, weshalb es uns interessiert, was auf der Ebene der Frauenrechte in anderen Ländern passiert.
Gerade im Bereich der Schwangerschaftsunterbrechung haben wir festgestellt, dass in Ländern, in denen konservative und rechtspopulistische Kräfte gestärkt wurde, es zunehmend schwerer für die progressiven Kräfte wird, bisherige Errungenschaften, darunter auch die Frauenrechte, mit Erfolg zu verteidigen.
Dazu zählt, dass es vermehrt Tendenzen gibt, die Rechte der Frauen im Bereich der Schwangerschaftsunterbrechung einzuschränken oder eine Legalisierung von Abtreibungen weiterhin gänzlich zu verhindern, wie etwa im EU-Land Polen, wo sie bis auf wenige Ausnahmen verboten bleiben.
Recht auf Schwangerschaftsabbruch in der
Verfassung verankern
Zeitung: Wie steht es damit in Luxemburg?
Milena Steinmetzer: In Luxemburg ist die Schwangerschaftsunterbrechung gesetzlich verankert, und man kann bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche abtreiben. Als JIF möchten wir allerdings, und da stehen wir nicht allein, dass es zu einer Fristenverlängerung kommt, indem die Frist von 12 auf 14 Wochen angehoben wird, wie das inzwischen in Frankreich der Fall ist. Außerdem fordern wir, dass die dreitägige Bedenkzeit zwischen dem Beratungsgespräch für den Schwangerschaftsabbruch und dem eigentlichen Eingriff abgeschafft wird.
Schlußendlich wollen wir auch, dass das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in der Verfassung verankert wird, so dass es deutlich schwieriger würde, rückschrittliche Veränderungen am Schwangerschaftsrecht vorzunehmen.
Zeitung: Zum Forderungskatalog der JIF gehört nicht erst seit gestern die Forderung nach gleichen Löhnen bei gleicher Arbeit, wie auch die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit insgesamt …
Milena Steinmetzer: Im sozialen Bereich haben wir eine ganze Reihe von Forderungen, angefangen eben bei gleichen Löhnen, da Frauen oftmals immer noch weniger verdienen als Männer.
Für gleiche Löhne, eine höhere Mindestrente,
kürzere Arbeitszeiten
Hinzu kommt, dass Frauen in Niedriglohnberufen mit schwierigen und anstrengenden Arbeitsbedingungen nach wie vor überrepräsentiert sind. Auch da drängen sich Lohnerhöhungen auf, ebenso wie wir, um der Altersarmut entgegen zu wirken, eine Erhöhung der Mindestrente fordern, die auch heute noch immer unter der Armutsgrenze liegt.
Dabei sind 80 Prozent der Schaffenden, die eine Mindestrente haben Frauen, die oftmals nur Teilzeit arbeiten konnten oder, bedingt durch die Familienverhältnisse, gezwungen waren, ihr Arbeitsleben zeitweise zu unterbrechen. Eine weitere Forderung in diesem Zusammenhang ist, dass die Babyjahre für die »Préretraite« angerechnet werden.
Wie setzen uns aber auch ein für Arbeitszeitverkürzungen, damit es möglich wird, Arbeits- und Privatleben besser unter einen Hut zu bekommen, und dafür, dass unbezahlte Arbeit besser zwischen den Geschlechtern aufgeteilt wird, etwa im Haushalt. Denn nach wir vor ist es so, dass diese Arbeit immer noch vornehmlich von Frauen geleistet wird und in den gegenwärtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen nicht die Wertschätzung bekommt, die notwendig wäre.
Zeitung: Viel Wert legte die JIF in den vergangenen Jahren darauf, am Internationalen Frauentag und darüber hinaus, die Frage der Gewalt gegen Frauen zu thematisieren…
Milena Steinmetzer: In diesem Jahr ist es nicht anders, wir prangern Gewalt gegen Frauen nicht nur an, sondern haben in den vergangenen Jahren auch immer wieder gefordert, oft mit Erfolg, dass auf gesetzlicher Ebene und im Alltag präventive und strafrechtliche Maßnahmen getroffen werden, um dagegen vorzugehen.
Frauen und Kinder gegen Gewalt schützen
Denn häusliche Gewalt bleibt nach wir vor eine traurige Realität, von der in erster Linie Frauen betroffen sind. Das hat auch Folgen für die Kinder hat, und das oft bis ins Erwachsenenalter, so dass es notwendig ist, auch dem Kinderschutz größere Aufmerksamkeit zu schenken und Hilfe anzubieten, um Erlebnisse in Zusammenhang mit häuslicher Gewalt zu verarbeiten.
Wie begrüßen daher auch, dass noch im April hierzulande ein Zentrum eröffnet werden soll, welches allen Gewaltopfern unabhängig von ihrem Alter und der Art der Gewalt eine Anlaufstelle bietet. Als Ziel wurde genannt, die Betreuung der Opfer durch medizinische, psychosoziale, rechtliche und administrative Unterstützung rund um die Uhr zu gewährleisten.
Das Interview führte
Ali Ruckert