Leitartikel25. Juli 2024

Weltklima im Visier der NATO

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Mit ihrem – auch aus kapitalistischer Sicht – völlig irrationalen Schwenk von relativ günstigem russischen Erdgas zu teurem und besonders umweltschädlichem Frackinggas aus den USA sowie mit der drastischen Ausweitung der für die Volkswirtschaft insgesamt unproduktiven Rüstungsausgaben haben die mittlerweile 32 NATO-Staaten auch das Weltklima ins Visier genommen.

So steht es in einer Studie, die Friedens- und Klimaschutzbündnisse aus NATO-Staaten anläßlich des Washingtoner Jubiläumsgipfels des westlichen Kriegsbündnisses veröffentlicht haben. Die sogenannten militärischen Treibhausgasemissionen der NATO erhöhten sich demnach im vergangenen Jahr gegenüber 2022 um 15 Prozent bzw. um weitere 31 Millionen auf nun 233 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent.

Die vom Amsterdamer Transnational Institute TNI ausgearbeiteten Studien zu den Folgen von Kriegen, Manövern und Aufrüstung für das Weltklima werden regelmäßig unter dem Titel »Das Klima im Kreuzfeuer – Wie das Zwei-Prozent-Militärausgaben-Ziel der NATO zum Klimakollaps beiträgt« unter anderen von den Organisationen Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) aus Deutschland, Tipping Point North South (TPNS) aus Britannien und Stop Wapenhandel aus den Niederlanden veröffentlicht.

Angelika Claußen, die Präsidentin der deutschen Sektion der IPPNW, warnte bei Veröffentlichung der neuen Studie, die »massive Aufrüstungsspirale« zerstöre das Weltklima und damit nicht weniger als »unsere Lebensgrundlagen«. Das koste uns Unsummen. Allein mit den zusätzlichen Ausgaben der NATO-Staaten für Rüstung »könnten wir Klimaschutz und Klimaanpassung für Länder im Globalen Süden für ein Jahr finanzieren«.

Die Ärztin und IPPNW-Präsidentin erinnerte auch an die auf dem Washingtoner Gipfel beschlossene weitere Aufrüstung der Ukraine durch NATO-Länder – und daran, daß vor allem Kriege immense Schäden an Klima und Umwelt verursachen. So wurden laut dem Kiewer Umweltministerium in den ersten 24 Monaten des Krieges mindestens 175 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent in die Atmosphäre geblasen. Das entspricht dem Jahresausstoß der gesamten Niederlande mit gut 18 Millionen Einwohnern.

Die IPPNW hat auch darauf hingewiesen, daß nach Berechnungen des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen in sämtlichen Sektoren bis zum Jahr 2030 gegenüber 2019 erforderlich ist, um das im »Accord de Paris« von 2015 vorgegebene Ziel der UNO zu erreichen, die Erderwärmung auf anderthalb Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Dies, so die IPPNW, setzt jedoch eine Reduzierung der »militärischen Emissionen« um mindestens fünf Prozent pro Jahr voraus, während es leider wahrscheinlicher sei, daß sich der Trend zur Erhöhung der Militäremissionen in den kommenden Jahren noch fortsetze.

Das gilt wohl auch für Luxemburg, wo die neue Regierung in Sachen Aufrüstung da weitermacht, wo die alte aufgehört hat. Von den für 2,6 Milliarden Euro für die Armee bestellten neuen Fahrzeugen hat der französische Aufklärungsradpanzer »Jaguar« einen 500-PS-Volvo-Dieselmotor und der ebenfalls französische gepanzerte Truppentransporter »Griffon« einen 400-PS-Renault-Antrieb.