Kultur07. Februar 2024

Am 13. , 14. und 15. März im Grand Théâtre

»Nelken« von Pina Bausch

Nach »Masurca Fogo«, »Vollmond«, »Kontakthof« und »Das Stück mit dem Schiff« zeigen die Théâtres de la Ville »Nelken«, eines der meistgespielten Stücke von Pina Bausch. »Nelken«, 1982 uraufgeführt, gehört zweifellos zur Legende von Pina Bausch und ihrem Tanztheater Wuppertal. Es ist eines der bedeutendsten Werke der Bühnengeschichte des 20. Jahrhunderts.

Rosa Nelken sprießen auf der Bühne. Die rund 800 Kunstblumen wirken täuschend echt. Ein riesiges Feld, das zum Spielplatz für ein scheinbares Chaos wird, unterbrochen von denkwürdigen Szenen. Das Tanztheater Wuppertaler zeigt eine Neueinstudierung von Bauschs meisterhafter Choreografie.

Gleich zu Beginn hören die Zuschauer die Stimme des Opernsängers Richard Tauber, die vom Band erklingt: »Schön ist die Welt, wenn das Glück dir ein Märchen erzählt.« Mit der Operettenseligkeit und der rosa Idylle ist es rasch vorbei. Die Tänzer bahnen sich ihren Weg durch das Blumenmeer. Zum Schluss ist das Nelkenfeld zertrampelt – und so mancher Traum zerplatzt.

»Nelken« handelt von der erträumten, erhofften und illusorischen Liebe. Es sind vor allem Machtspiele, die gar bisweilen in Brutalität umschlagen. Vier Männer mit Schäferhunden kommen auf die Bühne und überwachen die Nelken – ein Anblick, der heute wie damals Assoziationen hervorruft. Weitere fünf Männer in bunten Kleidern hoppeln durch das Nelkenfeld. Doch aus Spaß wird Ernst.

Männer, die Frauenkleider tragen, sah man oft in den Stücken von Pina Bausch. Es ist mehr als Travestie: Bausch hat immer wieder die Geschlechterrollen hinterfragt. Heute gehört auch eine Trans-Darstellerin zum Ensemble, die selbstverständlich die Frauenparts tanzt. Damit war das Tanztheater ein Vorreiter in der Tanzszene. Die Brasilianerin Naomi Brito ist mittlerweile ein Star. in »Nelken« tanzt sie in Männerhose und Stöckelschuhen durch das rosa Nelkenfeld, ein Akkordeon vor der Brust.

Zur Musik von Franz Schubert, George Gershwin, Franz Lehar, Louis Armstrong, Henry Mancini, brasilianischen Märschen erlebt das Publikum ein Kaleidoskop der Gefühle und die volle Bandbreite des Tanztheaters. Es ist ein zeitloses Meisterwerk, ein Manifest des visuellen und theatralischen Genies von Pina Bausch.

Die weltberühmte wie medienscheue Tänzerin und Choreografin, die 2009 im Alter von 68 Jahren nur fünf Tage nach einer Krebsdiagnose verstarb, hat die europäische Tanzszene nachhaltig geprägt. Ihre einzigartige Sprache, in der Worte, Bilder und Bewegung intuitiv ein sehr intimes Gefühl erreichen, beruht auf ihren Erinnerungen an ihre Kindheit, die sie in der von ihrer Mutter geführten Bar verbrachte, und auf den Erfahrungen, die sie mit ihren Tänzern teilte.

Ihr Tanztheater wird seit 2022 von dem französischen Choreografen und Tänzer Boris Charmatz geleitet – ein Spagat: neue zeitgenössische Werke zu erschaffen und zugleich das Erbe von Pina Bausch lebendig zu halten.

Aktuelle Besetzung: Ruth Amarante, Silvia Farias Heredia, Regina Advento, PabloAran Gimeno, Andrey Berezin, Aleš Čuček, Scott Jennings, NayoungKim, Daphnis Kokkinos, Eddie Martinez, Thusnelda Mercy, CristianaMorganti, Franko Schmidt, Julie Shanahan, Julie Anne Stanzak,Michael Strecker, Fernando Suels Mendoza, Aida Vainieri, AnnaWehsarg, Paul White, Tsai-Chin Yu, Mac Steinmeier, Jurgen Klein,Bodo Haack, Michael Mohr, Hendrik Mohr, Jürgen Sücker. Produktion: Theater Wuppertal.

Mittwoch 13. März, Donnerstag, 14. März sowie Freitag, 15.März, jeweils von 20 bis 22 Uhr. Preis: 25 Euro, ermäßigt 8 Euro. Grand Théâtre, 1, Rond Poiont Schuman, Luxemburg/Stadt.