Verhandeln bedeutet nicht Kapitulation
In den Medien, die den größten Einfluß auf die »öffentliche Meinung« haben, hat seit der vergangenen Woche wieder ein neues Kriegsgeheul eingesetzt, nachdem ukrainische Elitetruppen einen »Blitzkrieg« gegen russisches Territorium begonnen haben. Der Vorstoß ist zwar nach wenigen Tagen zum Stehen gekommen, wird aber in eben diesen Medien immer noch als Erfolg der ukrainischen Kriegsführung und als »Blamage für Putin« abgefeiert.
Seitdem tummeln sich westliche Kriegsreporter an der ukrainisch-russischen Grenze und berichten über einen »triumphalen Vormarsch«, über »Gebietsgewinne« und über eine große Zahl russischer Kriegsgefangener. Sie repetieren brav den Hurra-Optimismus des ukrainischen Staatschefs, der aus seinem Führerbunker Videobotschaften über das ukrainische Einheitsfernehen verbreiten läßt, in denen Abend für Abend vor allem weitere Forderungen an die westlichen Verbündeten zu hören sind – nach noch mehr Waffen, noch mehr Munition und vor allem nach der Erlaubnis, möglichst viele Ziele in Rußland zu attackieren. Selenski faselt mal von einem Brückenkopf, mal von einem Faustpfand, und behauptet, mit den Angriffen im Gebiet Kursk die eigenen Truppen im Donbass entlasten zu wollen.
Unserer Zeitung liegt es fern, Frontberichte von der einen wie auch von der anderen Seite zu veröffentlichen. Aber es scheint inzwischen unbestritten, daß die deklarierten Absichten des ukrainischen Vorstoßes keinesfalls umsetzbar sind. Und im ukrainischen Generalstab und im Kreis der Kiewer Präsidentenberater scheint es offenbar niemanden zu geben, der sich an die Panzerschlacht im Kursker Bogen vor 81 Jahren erinnert. Damals haben sowjetische Einheiten in eben jener Region starke Panzerverbände der faschistischen deutschen Wehrmacht derartig vernichtend geschlagen, daß aus dieser Schlacht ein zweites Stalingrad wurde.
Ungeachtet dessen werden vor allem in deutschen Medien immer neue »Argumente« für eine Rechtfertigung dieser militärisch sinnlosen Aktion vorgebracht, und Regierungspolitiker in Berlin beeilten sich in ihrer totalen Geschichtsvergessenheit, auch den Einsatz deutscher Panzer schönzureden. Schließlich will man immer noch den Krieg gegen Rußland auf dem Schlachtfeld gewinnen, obwohl selbst militärische Laien die völlige Sinnlosigkeit eines solchen Vorhabens längst erkannt haben müßten.
Man verweigert sich jeglichen Versuchen, den Krieg endlich durch Verhandlungen zu beenden. Auch dafür werden Argumente vorgebracht, die keiner wirklichen Überprüfung standhalten. Rußland sei nicht bereit zu Gesprächen, wird behauptet. Und selbst wenn, dann könne man nicht auf die Forderungen Putins eingehen, da der Kremlherrscher ansonsten weitere Kriege anzetteln und demnächst in Warschau, Berlin oder in Paris einmarschieren würde. Daß sich derartige Absichten nicht belegen lassen, stört nicht.
Über die Gesprächsangebote aus Moskau, die tatsächlich mehrmals und deutlich vorgetragen wurden, wird entweder geschwiegen oder dreist gelogen, ebenso über den kurz nach Kriegsbeginn bereits fast unterschriftsreifen Vertragsentwurf von Istanbul.
Selbst wenn es für diese Zeitung ungewöhnlich erscheint, soll hier noch einmal an die Worte von Papst Franziskus erinnert werden, der bereits mehrmals eindringlich zum Frieden mahnte und betont hat, daß der Krieg nur durch Verhandlungen beendet werden kann, und vor allem, daß Verhandeln nicht Kapitulation bedeutet.