Politische Manipulation statt Journalismus
Sprachregelungen für Mitarbeiter im »Ersten Deutschen Fernsehen« statt Objektivität und Vielseitigkeit in der Berichterstattung
Was die deutschen »Qualitätsjournalisten« in dem »Top-Fernsehqualitätsmedium« ARD über den Krieg im Nahen Osten sagen dürfen und was nicht, steht in einer sage und schreibe 44-seitige Anweisung der Chef-Etage des immer noch meistgesehenen deutschen TV-Senders. Darin vergattert der offensichtlich für Manipulation und Volksverdummung verantwortliche Abteilungsleiter die Mitarbeiter des Senders dazu, sich in der Berichterstattung stromlinienförmig dem herrschenden Regierungs-Narrativ anzupassen. Sogar die Wortwahl zur Beschreibung von Tatbeständen wird in dem umfangreichen Glossar vorgeschrieben. Das wirft ein beeindruckendes Licht auf den »unabhängigen demokratischen Journalismus« in der Bundesrepublik Deutschland.
Wenn Zuschauer der ARD – die Abkürzung für »Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland« wird zuweilen auch gern als »Allgemeiner Regierungsdienst« interpretiert – sich zunehmend wundern, warum sie in den Nachrichten und Kommentaren immer nur eine Meinung hören, was übrigens beim »Zweiten Deutschen Fernsehen« (ZDF) – auch gern »Zentraler Dumm-Funk« genannt – nicht besser, sondern meist noch schlechter ist, dann hat das damit zu tun, daß in den Anweisungen von oben nicht nur die Wortwahl zur Beschreibung von Fakten, sondern auch eine Liste mit den Namen von »Experten« vorgegeben wird, die zu bestimmten Themen eingeladen werden sollten, denn bei denen weiß man schon vorher, welche Meinung sie vertreten und welche »Fakten« sie anführen werden.
Offensichtlich traut die ARD-Leitung ihren Mitarbeitern nicht einmal mehr zu, selbständig entsprechend den ohnehin bestehenden Vorgaben »politisch korrekt« zu denken. Das dürfte daran liegen, daß die Regierungspolitik sowohl in Deutschland als auch im gesamten »kollektiven Westen« zunehmend zu einer surrealistischen Veranstaltung geworden ist. In diesem Irrenhaus können sich vor allem vernunftbegabte Wesen nur noch mit einem ausführlichen »Glossar« über die »richtigen« Verhaltensweisen und die erwartete Wortwahl zurechtfinden.
Die »Qualitätsjournalisten« der ARD werden von ihren Chefs buchstäblich wie kleine Kindern behandelt, denen klipp und klar gesagt wird, wer zum Beispiel im israelisch-palästinensischen Konflikt im »Recht« ist und wer »schuldig« ist, und denen vorgeschrieben wird, wie man den Konflikt im Fernsehen »richtig« interpretiert und welche Ausdrücke verwendet werden sollen.
Dem kritischen Internetportal »NachDenkSeiten« war das ARD-Glossar für den internen Gebrauch vor wenigen Tagen zugespielt worden. Albrecht Müller, der ehemalige Planungschef im Bundeskanzleramt unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt und aktueller Betreiber der »NachDenkSeiten« meinte dazu, daß »die ARD nichts dem Zufall und schon gar nichts dem Verstand der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überlassen will«. Zugleich hat er die ARD-Anweisungen an die eigenen und angeschlossenen Sendeanstalten mit dem Titel »Glossar Berichterstattung Nahostkonflikt. Zur internen Nutzung. Stand 18.10.2023« verlinkt.
In den Anweisungen heißt es unter anderem, daß nicht über »israelische Angriffe auf den Gazastreifen« gesprochen werden dürfe, sondern daß dies israelische »Gegenangriffe als Reaktion auf den Angriff der Terrormiliz Hamas« seien. So soll erreicht werden, daß der Zuschauer nie vergißt, wer laut offizieller Lesart »angefangen hat«. Auf der Website der »Tagesschau« können wir sehen, daß die Journalisten diese Anordnungen gewissenhaft befolgen. Eine aktuelle Schlagzeile lautet: »Nach Hamas-Terroranschlägen: Weiterer israelischer Vorstoß im Gazastreifen«.
Auch sollten Hamas-Leute im Rundfunk nicht als »Hamas-Kämpfer« bezeichnet werden. Die »richtige« Bezeichnung ist »Terroristen« oder »militante Islamisten«. Auf der ARD-Website und in den Nachrichtensendungen und Talk-Runden sehen wir, daß auch diese Anweisung brav befolgt wird.
Vorwürfe der Apartheidpolitik Israels gegenüber den Palästinensern sind indiskutabel. Das Glossar »erklärt« (auf Seite 25), daß diese Vorwürfe von der bösen Sowjetunion erfunden worden und eine »Manifestation des Antisemitismus« seien. Auch hier werden die Anweisungen erfüllt. Neuerdings wird die Verwendung des Apartheid-Arguments den »radikalen Palästinensern« zugeschrieben. Daß die Regierung der Republik Südafrika, die sicherlich am besten weiß, was Apartheid ist, Israel beschuldigt, ein Apartheid-Staat zu sein, wird von den ARD-Wahrheitsfindern erwartungsgemäß »übersehen«.
Denkfaule und biegbare Journalisten haben bei der ARD einen idealen und sehr bequemen Job. Brauchen Sie Kommentatoren? Die empfohlene Liste der Gäste für die Sendungen ist dem Glossar beigefügt, auf den Seiten 35-36. Es lohnt, einen Blick auf die Liste zu werfen, wenn man erfahren will, warum die ARD immer nur denselben Einheitsbrei verteilt.
Wie wir schon lange vermutet haben, beweist das Glossar, daß die ARD-Mitarbeiter, die sich gerne gegenseitig mit Lob überschütten und sich Exzellenz bescheinigen, nichts anderes tun als nachzukauen, was andere ihnen schon vorgekaut haben. Selbst denken ist nicht gefragt. Alles ist schon entschieden.
Die »Vielseitigkeit« der ARD – und der meisten anderen »Qualitätsmedien« – besteht nicht in der Darlegung unterschiedlicher Gesichtspunkte in der Berichterstattung, sondern in den unterschiedlichen Personen. Die vertreten zwar alle die gleiche Meinung, aber anhand ihrer Kleidung und Gesichter kann man sie wenigsten noch voneinander unterscheiden.
Die 44-seitige Sprachregelung der ARD zum Nahostkonflikt ist ein unglaublicher Skandal, der natürlich von keinem anderen deutschen »Qualitätsmedium« erwähnt oder gar kritisch in Augenschein genommen wurde.