Widerstand gegen Wasserschlucker
Nach einem weiteren trockenen Sommer bekräftigt Mouvement Ecologique Ablehnung des Google-Datenzentrums in Bissen
Auch Wasser wird immer knapper. Und die Verteilungskämpfe um das kühle Naß nehmen Fahrt auf. Nachdem die von der EU-Kommission eingesetzte Dürrebeobachtungsstelle am vergangenen Dienstag erklärt hat, Europa ächze unter der wohl »schlimmsten Dürre seit 500 Jahren« und Luxemburg gehöre zu den Ländern, in denen die Gefahr einer neuerlichen Dürre besonders deutlich zugenommen habe, bestätigte auch MeteoLux am Wochenende via Twitter: »Mir steieren op den dréchensten Summer säit 1947 duer«.
Angesichts dieser mehr als beunruhigenden Entwicklung hat der Mouvement Ecologique seine Ablehnung des vom US-amerikanischen Internetkonzern Google in Bissen geplanten Datenzentrums am Montag bekräftigt und eine »wirksame und nachhaltige Wasserstrategie« gefordert. Nach dem diesjährigen Dürresommer – dem vierten in den letzten fünf Jahren! – müsse die Wasserbewirtschaftung endlich auch hierzulande zu einem politischen Thema werden, schreibt der Meco in seiner Stellungnahme. Die Nutzung von Grundwasser als Trinkwasser oder in der Landwirtschaft und im Weinbau müsse Vorrang vor Wasserschluckern wie dem Google-Konzern haben.
Nach allem, was bislang bekannt sei, so der Meco, würde die Kühlung des nördlich der Hauptstadt geplanten Google-Datacenters zusätzliches Wasser benötigen, dessen Menge über fünf Prozent des derzeitigen nationalen Trinkwasserverbrauchs entspräche.
Wo diese enorme zusätzliche Wassermenge herkommen soll, sei von den Befürwortern des Großprojekts in Bissen noch immer nicht aufgezeigt worden. »Leere Bäche und Flüsse werden mit Sicherheit nicht das benötigte Kühlwasser liefern«, so der Mouvement Ecologique. Geradezu »absurd« sei die Idee, vom Wassersyndikat SEBES mit einigem Aufwand auf Trinkwasserqualität gebrachtes Wasser aus dem Obersauer-Stausee für die unaufhörliche Kühlung der Hochleistungsrechner zu nehmen. Immerhin werden in Luxemburg vier von fünf Haushalte mit Wasser vom Syndicat des Eaux du Barrage d’Esch-sur-Sûre versorgt.
Ebenso »verantwortungslos« wäre es dem Meco zufolge, mit zusätzlichen Bohrungen das Grundwasser in und um Bissen anzuzapfen, um den enormen Durst des US-amerikanischen Internetriesen stillen zu können: »Die benötigten Wassermengen sind schlichtweg nicht verfügbar«, heißt es in der Stellungnahme, »sie würden im Ökosystem oder aber in der Trinkwasserversorgung (…) fehlen«. Man dürfe es Google also nicht erlauben, daß der Konzern den Menschen das Trinkwasser abgräbt. Ein klares Nein zum Datacenter sei »längst überfällig«, findet der Meco, der gestern ankündigte, »alle weiteren juristischen Mittel« zu nutzen, »um sich gegen dieses Projekt zur Wehr zu setzen«. Es sei einfach aus der Zeit gefallen.
Auch dürfte die anhaltende Erderwärmung die Situation weiter verschärfen. Im Mai veröffentlichte die UNO einen Bericht, nach dem die globale Jahresdurchschnittstemperatur mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit bis 2026 erstmals mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen wird. Als im Dezember 2015 mit dem Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen wurde, die Erderwärmung auf möglichst unter 1,5 Grad zu begrenzen, galt eine solche Entwicklung dem UNO-Bericht zufolge noch als »völlig unwahrscheinlich«.