Luxemburg06. Juli 2024

Luxemburg und die Schattenseite der Menschenrechte

Armut macht krank

von KP

Im Rahmen der Vorstellung des Jahresberichts der Nichtregierungsorganisation »Doktere vun der Welt« (Médecins du monde) wurde erneut sehr deutlich, dass die sozialen Probleme des Landes weiter exponentiell zunehmen. Die Armut wird ungeachtet aller politischen Versprechen nicht weniger und sie hat zuweilen – im wahrsten Sinne des Wortes – schmerzhafte Begleiterscheinungen.

»Doktere vun der Welt« ist eine Organisation, die sich um die Gesundheit von bedürftigen Menschen kümmert. Sie kümmert sich um all jene, die entweder obdachlos sind oder aus anderen Gründen weder Personalpapiere noch eine Sozialversicherungsnummer vorweisen können, und somit und de facto vom System ausgeschlossen sind. Der Grund hierfür: Luxemburg kriegt es nicht geregelt, die bei unseren Nachbarn erfolgreich umgesetzte »universelle Abdeckung« auf die Herausforderungen hierzulande anzuwenden.

Wo die Reise hingeht

Mit aufmerksamem Blick auf den Jahresbericht 2023, erkennt man, dass alle bisherigen Versuche seitens »der Politik«, mit leeren Phrasen gegen die grassierende Armut vorzugehen, gescheitert sind, zumal einige Maßnahmen die Situation noch weiter zum Schlechten verändert haben. Bei den »Doktere vun der Welt« ist jedenfalls bekannt, dass die Pathologien, die durch Armut entstehen oder bestehende Krankheiten lebensbedrohlich werden lassen, weiter zunehmen.

Die Zahlen bestätigen die Aussage. Wurden 2020 noch 633 Sprechstunden gezählt, so waren es 2023 deren 2.515. Medizinische Eingriffe, respektive Behandlungen wurden letztes Jahr 1.193 Patienten zuteil. Menschen die aufgrund bestehender Gesetze und Regelungen von unserem Gesundheitssystem ausgeschlossen sind.

Es ist auch alles andere als zufriedenstellend, wenn seitens der »Doktere vun der Welt« betont wird, dass man in vielen Fällen »schnell« helfen kann, denn bereits im nächsten Satz, wird deutlich, dass es die soziale Situation der Betroffenen ist, die deren Gesundheit zusetzt.

Die Pressesprecherin Brigitte Michaelis erklärt in diesem Zusammenhang, dass es vor allem an Sozialarbeitern mangelt, und die bei den Ämtern zu überwindenden Hürden für die Bittsteller zu hoch aufgestellt sind. So sollten Menschen, die Ansprüche geltend machen wollen, ein Lebensprojekt vorweisen. »Bei den meisten müsste man aber erst mal von einem Überlebens-Projekt reden, was aber nicht ausreicht um in den Genuss des CUSS, der universellen Abdeckung der Gesundheitsversorgung zu kommen«, so die Pressesprecherin.

Es darf in diesem Kontext auch noch auf die Maxime der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwiesen werden: »Gesundheit ist der Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefinden und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen«.

Warum und weshalb es den konsekutiven Regierungen nicht gelingen will, auch den so genannten Randgruppen der Gesellschaft die ihnen eigentlich zustehenden Menschenrechte zu gewähren, ist den politischen Interessen geschuldet. Erst die Wirtschaft, dann »der europäische Gedanke«, eventuell noch die zur Wahl zugelassenen Bürger, wohl auch die Tiere – und falls dann noch etwas Zeit übrig ist, spendiert man ein Mittagessen und im Winter eine Übernachtungsgelegenheit.

Da der demografische Wandel sich aber nicht nur am Wohlstand orientiert, sollte ersichtlich werden, dass der Gesellschaft wegen gravierender politischen Verfehlungen über kurz oder lang massive Kosten entstehen werden. Weil sich die meisten von uns aber vorzugsweise mit dem eigenen Nabel beschäftigen, fällt es (noch) nicht auf. Leider verschwindet das Problem nicht wenn man die Augen davor verschließt.