Ausland12. September 2024

Italien mittendrin

von Gerhard Feldbauer

Das kommunistische Magazin »Contropiano« enthüllte am Dienstag, wie sich Italien unter der faschistischen Ministerpräsidentin Georgia Meloni aktiv an den Kriegen im Nahen und Mittleren Osten beteiligt. Das sei in den Ausführungen des Ex-Premiers und früheren Chefs der EZB, Mario Draghi, zum weiteren qualitativen Sprung der Europäischen Union bei der Transformation eines kontinentalen Subjekts verschwiegen worden.

Für die Regierung in Rom ist der bevorzugte Horizont das Mittelmeer, also das Meer, das das Land bis zum Roten Meer und dem Persischen Golf überblickt, schreibt das Magazin. Dazu hatte sich der Chef des Generalstabs, Giuseppe Cavo Dragone, in der vergangenen Woche auf eine Reise in den Nahen Osten begeben, die ihn in den Libanon, nach Israel und nach Jordanien führte. In Jordanien schloß er mit seinem Amtskollegen, General Al-Hnaity, eine Vereinbarung über die Installierung eines italienischen Spezialeinheitszentrums ab, das »die Bemühungen in den verschiedenen Bereichen der Region logistisch und operativ unterstützen« soll.

In der jordanischen Hauptstadt Amman befindet sich das »King Abdullah II Special Operations Training Center« (KASOTC), eines der weltweit bedeutendsten Zentren für »Spezialeinsätze, Terrorismusbekämpfung und urbane Kriegsführung«. Dort haben italienische Soldaten bereits an KASOTC-Übungen teilgenommen, und es ist klar, daß diese Struktur mit Blick auf die Krisenherde der Region eine zentrale Rolle beim Einsatz von Spezialeinheiten spielen wird, so »Contropiano«. Mit Jordanien wurde bereits 2015 ein Kooperationsabkommen im Militärbereich unterzeichnet.

Ende Januar fand das 22. Treffen in diesem Bereich statt, und der Schwerpunkt der Diskussion lag offensichtlich auf der Situation in Gaza und im Gebiet des Roten Meeres. Gleichzeitig sprachen sich beide Seiten dafür aus, die operative Koordination sowohl auf qualitativer als auch auf quantitativer Ebene weiter zu vertiefen und dazu 30 neue Aktivitäten für das laufende Jahr festzulegen.

Nach dem Gespräch mit Al-Hnaity traf Cavo Dragone in Israel mit General Halevi, dem Generalstabschef der israelischen Streitkräfte zusammen. Bei den Gesprächen ging es unter anderem um den Stützpunkt Shama, wo sich das italienische Kommando des Westsektors der UNIFIL-Mission, also der Blauhelme der UNO, befindet. Dort sind 1.200 italienische Soldaten stationiert. Außerdem gibt es dort rund 3.000 italienische Zivilisten. Ziel der internationalen Mission ist es, die Resolution 1701 des UNO-Sicherheitsrates durchzusetzen, die eine Grenze zwischen Libanon und Israel festlegt, in der nur Friedenstruppen und reguläre libanesische Streitkräfte operieren dürfen.

Cavo Dragone traf auch einige UNIFIL-Kommandeure zu einem Dialog, in dem diese Themen sicherlich zur Sprache kamen, bevor er sich auf den Weg nach Beirut machte, wo er mit General Aoun, dem Kommandeur der libanesischen Streitkräfte, zusammentraf und mit ihm die Arbeit des Militärtechnischen Komitees für den Libanon (MTC4L) bestätigte. Dabei handelt es sich um eine von Italien geführte internationale Initiative zur Unterstützung, Ausbildung und Stärkung der libanesischen Streitkräfte. Für seine Aktivitäten wurde gerade ein kurz vor der Fertigstellung stehendes Logistikzentrum eingeweiht, das von italienischen Militärausbildern genutzt werden soll.