Kultur16. Februar 2024

Nouvelle Vague ist zurück

von dpa

»People Are People« von Depeche Mode, »This Charming Man« von The Smiths, oder »Rebel Yell« von Billy Idol: Diese Kultsongs des New Wave, die die Coverspezialisten von Nouvelle Vague auf bewährte Art entschleunigt haben. Die französische Band feiert mit ihrem neuen Album »Should I Stay Or Should I Go« ihr 20-jähriges Bestehen – mit mehr Pop und ohne ihren Mitbegründer und Gitarristen Olivier Libaux.

Seit 2004 covert Nouvelle Vague Flaggschiff-Titel von New-Wave-Gruppen und verpaßt ihnen mit wechselnden Frauenstimmen Bossa-Nova-, Easy-Listening- und Popstilelemente. Mit dem Konzept, das Olivier Libaux und Marc Collin ins Leben gerufen haben, feierten die beiden Musiker und Produzenten weltweit große Erfolge.

Im September 2021 starb Libaux im Alter von 57 Jahren. Collin hatte danach nicht mehr damit gerechnet, ein neues Album zu produzieren. Bis er auf einer Party die Sängerin Alonya kennenlernte und sie in sein Studio einlud. Dort entstand eine neue Version von »Should I Stay Or Should I Go« der britischen Punkband The Clash, das dem neuen Album seinen Titel gibt.

Auf dem Longplayer gibt es 13 Songs, die neu interpretiert und durch atmosphärische Klangcharaktere einen Gang zurückgeschaltet wurden. Im Vergleich zu ihren vorherigen Alben hat Nouvelle Vague diesmal mehr aus dem Fundus der Poparrangements geschöpft.

Einen Vorgeschmack auf ihr neues Album gab Nouvelle Vague mit der im November ins Internet eingespielten Coverversion von »Only You« der britischen Gruppe Yazoo. Die Version wird von Mélanie Pain gesungen, die mit ihrer weichen Stimme dem mehr als vier Jahrzehnte alten Hit einen eindringlichen Chill-out-Charakter verleiht.

In die Mangel genommen haben die Coverspezialisten auch den Hit »Girls on film« von Duran Duran, der durch die kräftige Pop-Soul-Stimme von Alonya mehr Tonus bekommt. Der von Élodie Frégé gesungene Blondie-Hit »Rapture« hingegen hat mehr Anklänge einer Film-Noir-Musik und nur noch streckenweise etwas mit dem Pop-Rock-Original zu tun. Von Blondie haben die Franzosen schon 2006 für ihr Album »Bande à part« erfolgreich »Heart of Glass« recycelt.

Pain ist seit der Bandgründung dabei und hat damit ihren Durchbruch als Solovokalistin geschafft. Weitere mittlerweile bekannte Namen wirkten bei den Coverversionen mit, wie Sir Alice, Marina Celeste, Élodie Frégé und Vanessa Paradis.

Mit den meist coolen und sinnlichen Arrangements hat Nouvelle Vague in den vergangenen Jahren viele Urversionen hammerharter New-Wave- und Punksongs entschärft. Teilweise trugen die Franzosen auch zu deren neuerlicher Popularisierung bei. Manche ihrer Neuinterpretationen wurden sogar zu eigenständigen Songs wie »Eisbär« der Schweizer Band Grauzone oder die verjazzte »Human Fly«-Version von The Cramps mit der übersexten Stimme von Frégé. Ein Potential, das auch wieder Songs ihres neuen Albums haben könnten, wie »Girls on film« oder »What I Like Most About You Is Your Girlfriend« von The Specials.