Leitartikel28. Juli 2023

Profitgier ohne Grenzen

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Nicht genug, daß im Süden Europas und im Norden Afrikas Wälder, Häuser und Autos brennen, und die menschliche Vernunft nicht ausreicht, um die jedes Jahr wiederkehrenden Feuer durch geeignete Maßnahmen rechtzeitig einzudämmen oder gar ihrer Entstehung vorzubeugen. Nun brennt es auch noch auf der Nordsee, und eine größere Umweltkatastrophe kann nicht ausgeschlossen werden.

Beim Wettlauf der Autoproduzenten, bei dem sich verschärfenden Konkurrenzkampf und dem unbändigen Bestreben, vor allem chinesische Mitbewerber auszustechen, bleibt offenbar kein Mittel ungenutzt. Ganze 3.783 Autos hatte der Frachter »Fremantle Highway« geladen, Autos, die unter anderem von Mercedes-Benz produziert und unter möglichst geringen Kosten nach Asien transportiert werden sollten. Dazu hatte man ein Frachtschiff ausgewählt, das im Steuerparadies Panama registriert ist, wo bekanntlich zahllose Briefkasten-Reedereien ihre Schiffe angemeldet haben, von denen nicht wenige als schrottreif bezeichnet werden müßten.

Die japanische Reederei Kawasaki Kisen Kaisha hat das Schiff von einem Tochterunternehmen des japanischen Schiffseigners Shoei Kisen Kaisha gechartert. Shoei Kisen Kaisha ist auch Eigner des 400 Meter langen Containerschiffes »Ever Given«, das im März 2021 im Suezkanal auf Grund gelaufen war und die wichtige Wasserstraße zwischen Asien und Europa tagelang blockierte. Sie fuhr ebenfalls unter der Flagge Panamas und war von einem in Taiwan ansässigen Unternehmen gechartert worden.

Bleibt zu erwähnen, daß nicht nur das Schiff unter einer Billigflagge unterwegs war, sondern auch die Besatzung zu möglichst niedriger Heuer schuften mußte. 21 der insgesamt 23 Crewmitglieder, von denen 22 den Frachter Hals über Kopf verlassen konnten, kamen aus Indien.

Peinlich für alle Propagandisten des Klimaschutzes durch den vielgelobten und teuer beworbenen Umstieg auf Elektroautos ist nun auch die Meldung, daß aller Wahrscheinlichkeit nach das Feuer auf dem Schiff dadurch entstand, daß die Batterie eines dieser Wunderautos aus ungeklärter Ursache in Brand geriet. Da kann man froh sein, daß so etwas bisher nicht passiert ist, wenn Urlauber mit ihrem E-Vehikel auf einer Passagierfähre unterwegs sind. Es wird die Fabrikanten der E-Autos wahrscheinlich viele Millionen für PR-Maßnahmen kosten, um dieses »kleine Mißgeschick« rasch vergessen zu lassen.

Weniger PR-Kosten haben allerdings die Unternehmen aus den USA und anderen Ländern des »Wertewestens«, die zum Beispiel in Peru dafür sorgen, daß eine Regierung, die den rechtmäßig gewählten Präsidenten regelrecht weggeputscht hat, ihnen nun den roten Teppich ausrollt für die ungehinderte Ausbeutung der begehrten Lithium-Vorkommen, die für die Herstellung von Batterien unverzichtbar sind.

Darüber hüllen die westlichen Medien einen Mantel des Schweigens. Es ist keine Rede davon, daß vor allem die Gebiete der Indigenen durch den Lithium-Abbau rücksichtslos verwüstet werden, und schon gar nicht, daß bei den Protesten gegen die Putschregierung bisher mindestens 70 Menschen von jenen Kräften umgebracht wurden, die gern als »Sicherheitskräfte« bezeichnet werden. Zum Schutz der Putschisten wurde sogar die Stationierung von USA-Truppen im Land vereinbart. So kann gesichert werden, daß die Profitgier weiterhin grenzenlos wuchern kann.