Kaleidoskop22. Mai 2024

Erste Entwarnung nach verheerendem Hochwasser im Saarland

von dpa/ZLV

Saarbrücken – Nach dem verheerenden Hochwasser am vergangenen Wochenende im Saarland hat Landesinnenminister Reinhold Jost am Dienstag Entwarnung gegeben. Nach neuesten Informationen könne »das Wettergeschehen herabgestuft« werden, sagte er in Saarbrücken. Es sei jetzt nur noch »mit einem mäßigen Hochwassergeschehen« zu rechnen. Das sei »eine gute Nachricht«, sagte er mit Blick auf angekündigte weitere Regenfälle.

Dennoch seien alle Einsatzkräfte in Reserve »und warten auf einen hoffentlich nicht stattfindenden Einsatz, weil die Wetterlage sich so entwickelt, daß es keine weitere Verschärfung der Lage gibt«. Die Lage werde weiter sehr genau beobachtet. »Wir sind gerüstet«, sagte der Sprecher des Innenministeriums. »Im Moment sieht es sehr ruhig, sehr übersichtlich und entspannt aus.«

Am langen Pfingstwochenende kämpften vor allem Menschen im Saarland und im südwestlichen Teil des angrenzenden deutschen Bundeslands Rheinland-Pfalz gegen Hochwasser und Überschwemmungen. Gewaltige Regenmengen hatten dort für Überschwemmungen, Erdrutsche und vollgelaufene Keller und Straßen gesorgt. Eine 67-jährige Saarländerin starb infolge eines Hochwasserrettungseinsatzes. Laut Landesinnenminister Jost sei zudem nach einem Rettungseinsatz ein Helfer an Herzversagen gestorben. Es handle sich um ein Mitglied des Roten Kreuzes aus dem DRK Kreisverband Merzig.

Derzeit gebe es im Saarland keine größeren Einsatzlagen. Laut Hochwasserlagebericht werden die Pegelstände im Einzugsbereich der Saar nicht weiter fallen, sondern sollten schon im Laufe des gestrigen Vormittags erneut ansteigen. Der Anstieg werde aber aufgrund der angekündigten Niederschlagsmenge »moderat« ausfallen, hieß es. Da es auch Gewitter geben sollte, könnte es an einzelnen kleineren Gewässern allerdings »zu kurzzeitigem starken Ansteigen der Wasserstände« kommen. Wo das der Fall sein soll, lasse sich nicht vorhersagen. Die Menschen an kleinen Gewässern sowie in den besonders hochwassergefährdeten und noch überfluteten Gebieten sollten daher besonders achtsam sein, teilte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz mit.

Die saarländische Regierungschefin Anke Rehlinger von der SPD sagte, das jüngste Hochwasser sei nach dem Jahrhunderthochwasser 1993 »ein wirkliches Katastrophenereignis mit historischem Ausmaß« gewesen. Es gebe keinen Landkreis, der nicht betroffen gewesen sei. Mehr als 4.000 Einsätze stünden in der Bilanz. Für ein vollständiges Schadensbild sei es noch zu früh. Die Landesregierung stelle bereits jetzt schon finanzielle Unterstützungen in Aussicht. Wie diese genau erfolgten, werde mit den Gemeinden noch final erarbeitet.

Laut Deutschem Wetterdienst DWD gilt für das Saarland und den Südwesten von Rheinland-Pfalz weiter eine amtliche Warnung vor Dauerregen. Für das Saarland wurde gestern mit Regenmengen von zehn bis 20, stellenweise bei Gewittern bis zu 30 Litern pro Quadratmeter gerechnet. Der Regen sollte aber gegen Nachmittag oder Abend wegziehen, sagte ein Sprecher.

In Rheinland Pfalz könne es im Laufe des gestrigen Nachmittags und bis in die Nacht zum heutigen Mittwoch im Norden und Nordosten zu Gewittern und unwetterartigem Starkregen kommen – mit 15 bis 30 Litern Niederschlag, stellenweise mit 40 bis 50 Litern pro Quadratmeter oder mehr in der Tagessumme.

Die Höhe der von Dauerregen und Unwetter verursachten Schäden im Saarland und in Rheinland-Pfalz kann frühestens in einigen Tagen abgeschätzt werden. Das Wasser müsse zunächst ganz abgeflossen sein, bevor die Schäden überhaupt begutachtet werden könnten, hieß es. Die R+V Versicherung warnt davor, Wasserschäden übereilt und ohne Fachkenntnisse zu beheben.