Kaleidoskop06. September 2024

Dürre in Griechenland läßt Dorf in Stausee auftauchen

von dpa/ZLV

Athen – In Griechenland ist es dieses Jahr so trocken wie seit mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr. Die Dürre bedroht auch die Hauptstadt Athen – der rund 250 Kilometer westlich gelegene Mornos-Stausee, der die Metropole seit 50 Jahren mit Trinkwasser versorgt, sei in den vergangenen zwei Jahren um über ein Viertel geschrumpft, heißt es bei der staatlichen Meteorologiebehörde. Jetzt hat die Dürre ein in einem Stausee versunkenes Dorf wieder auftauchen lassen.

In Kallio (Foto) lebten nur noch wenige Dutzend Menschen, als das Dorf Ende der 70er Jahre von den aufgestauten Wassermassen des Flusses Mornos planmäßig geflutet wurde. »Ich bin dort großgeworden, es gab damals noch rund 80 Häuser«, sagte der ehemalige Einwohner Apostolos Gerodimos im Interview mit dem Sender Open. Sehr tragisch sei es nicht gewesen, das Dorf zu verlassen, manche gingen nach Athen, andere in nahegelegene Dörfer.

Nun kommen die Ruinen und Grundmauern wieder zum Vorschein, die Schule, die Kirche. Es ist nicht das erste Mal, daß die früheren Einwohner die Überreste bestaunen können. Bei einer extremen Wasserknappheit 1993 konnten die Menschen zwischen den Ruinen umhergehen.

Auch jetzt zieht die sonst fast menschenleere Gegend Schaulustige an. Doch das Thema ist ernst, sagt Kimon Chatzibiros, Professor für Ökologie und Umweltpolitik an der Technischen Universität Athen. Wird der kommende Winter so regen- und vor allem schneearm wie der letzte, müssen in Athen im kommenden Jahr Wassersparmaßnahmen ergriffen werden, warnte er. Dazu zählten in einem ersten Schritt das Verbot, Autos mit dem Gartenschlauch zu waschen, aber auch die Pflicht, leckende Leitungen zu reparieren.

Die staatlichen Meteorologen haben auf Basis von Satellitendaten errechnet, daß die Fläche des Mornos-Stausees in den vergangenen zwei Jahren von mehr als 17 auf rund zwölf Quadratkilometer geschrumpft ist. Den stärksten Rückgang habe es in den vergangenen zwölf Monaten gegeben. Es ist einer von vielen Negativrekorden in Sachen Wetter dieses Jahr in Griechenland – den ganzen Sommer über litten die Menschen unter ungewöhnlich hohen Temperaturen, vielerorts regnete es monatelang überhaupt nicht.