Reiseziel Luxemburg
Regierungs- und Kapitalvertreter geben sich in Dubai die Klinke in die Hand
In Dubai, dem neben Abu Dhabi bekanntesten und mit drei Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten der sieben Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), geben sich luxemburgische Regierungs- (bzw. Staats-) und Kapitalvertreter derzeit die Klinke in die Hand. Nach einer von Wirtschaftsminister Franz Fayot geleiteten Promotionstour mit rund 100 Vertretern von im »Weltraumsektor« tätigen Unternehmen werden morgen Erbgroßherzog Guillaume und Tourismusminister Lex Delles in Dubai erwartet. Das feudalistisch beherrschte Emirat, dessen Reichtum auf dem Erdölexport beruht, ist mittlerweile stark vom Tourismus abhängig und war im Juli des ersten Coronajahres 2020 eines der ersten Urlaubsziele, das wieder ausländische Touristen einreisen ließ.
Vor mittlerweile zehn Jahren haben der Erbgroßherzog, Außenminister Jean Asselborn und der damalige Wirtschaftsminister Jeannot Krecké die 35. Botschaft Luxemburgs – und die erste in einem arabischen Land – in Dubai eröffnet. Am dortigen Flughafen, dem drittgrößten der Welt, hat Emirates, die weltgrößte Langstreckenfluggesellschaft, ihren Sitz. Neben dem Tourismus hat Muhammad bin Raschid Al Maktum, der 2006 in Dubai an die Macht kam und zugleich Vizepräsident, Premier und Militärminister der VAE ist, den Logistik- und den Unterhaltungssektor massiv ausbauen lassen.
Derzeit versuchen die Ölscheichs, mittels »präferierter Partnerschaften« mit ausgesuchten Ländern, weitere Investitionen aus dem Ausland in die Wüste am Persischen Golf zu locken. Hinzu kommen Langzeitvisa für hochqualifizierte Facharbeiter und Unternehmensgründer sowie seit Mai dieses Jahres das Recht auf 100 Prozent Eigentum an Unternehmen durch Ausländer. Im Vorjahr gelang es den Emiraten immerhin, daß Auslandsinvestitionen um 44 Prozent zulegten und die VAE im »Competitive Industrial Performance Index« der UNO in diesem Jahr um fünf Plätze auf weltweit Rang 30 aufstieg. Im internationalen Vergleich sind die VAE jetzt bei den Exporten pro Kopf die Nummer 17. Nach einem Einbruch der Jahreswirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) um 7,7 Prozent im ersten Coronajahr erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr wieder ein BIP-Wachstum um 3,1 Prozent.
Davon wollen sich offenbar auch in Luxemburg ansässige Unternehmen eine möglichst große Scheibe abschneiden. Und wenn es ums Geschäft geht, müssen die Menschenrechte – insbesondere die im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte von 1966 aufgeführten sozialen Menschenrechte wie unter anderem die materielle Verbesserung des Lebensstandards der Schaffenden, deren soziale Absicherung und angemessene Entlohnung –, hintenanstehen.
Doch auch um die Meinungsfreiheit und die Demokratie (selbst nach bürgerlicher Lesart) ist es in Dubai schlecht bestellt: Nur elf Prozent der Einwohner besitzen die Staatsbürgerschaft, alle drei Staatsgewalten (Gesetzgebung, Regierung und Justiz) werden vom Herrscherhaus kontrolliert, politische Parteien gibt es nicht und jede Art von Kritik wird systematisch unterdrückt. Wer es trotzdem wagt, seine Meinung kundzutun, wird nicht selten als Terrorist diffamiert. Journalisten, Menschen- und Frauenrechtlerinnen, Anwälte, Richter und Aktivisten werden ins Gefängnis gesperrt und gefoltert.