Leitartikel27. Januar 2024

Skandalöses »Gedenken«

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Eine »peinliche Panne« nennt das »Tageblatt« einen Vorgang, der in seinen historischen Dimensionen einen handfesten Skandal darstellt. Das gewerkschaftseigene Blatt und die Anzeigenzeitung »L’essentiel« berichteten, dem Botschafter der Russischen Föderation sei »versehentlich« eine Einladung zum »Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust« am heutigen Samstag zugestellt worden. Darauf angesprochen, erklärte das Nationale Widerstandsmuseum als Veranstalter des Gedenkens, man habe dem Botschafter mitgeteilt, daß er »nun nicht mehr eingeladen« sei.

Worum geht es hier? Der 27. Januar wurde im Jahr 2005 von der UNO zum »Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust« erklärt. Anlaß war der 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Soldaten der Roten Armee der Sowjetunion. Die Bilder der sowjetischen Soldaten, die das Tor des KZ aufstoßen und von den dort eingepferchten Häftlingen als Befreier begrüßt wurden, von Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee, die den Befreiten medizinische Hilfe leisten und Essen ausgeben, gingen und gehen seit Jahren aus diesem Anlaß um die Welt.

Allerdings ist der 27. Januar bereits kurz nach seiner Erhebung zum Gedenktag auch politisch mißbraucht worden. So erhebt der Staat Israel Anspruch darauf, den Tag als »seinen« Gedenktag zu begehen. Ja, dem Terror der deutschen Faschisten, unterstützt von deren Verbündeten und Hilfswilligen, sind 6 Millionen Juden zum Opfer gefallen. Doch Juden waren nicht die ersten Opfer der Faschisten.

Die ersten Konzentrationslager der Nazis wurden errichtet für politische Häftlinge, nachdem die »normalen« Gefängnisse bereits voll waren mit Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und anderen Antifaschisten. Später kamen Kriegsgefangene und Nazi-Gegner aus allen von den deutschen Faschisten überfallenen und besetzten Ländern hinzu, auch aus Luxemburg.

Die Befreiung von Auschwitz war also nicht nur eine Befreiung für die jüdischen Häftlinge, sondern für Menschen aus fast allen Ländern Europas. Der Gedenktag ist also ihnen allen gewidmet.

Angesichts der seit Jahren geschürten Konfrontation mit Rußland, vor allem angesichts des Krieges in der Ukraine, wird die Russische Föderation aus dem öffentlichen Leben unserer Länder verbannt. Dem russischen Botschafter in Luxemburg wurde schlicht mitgeteilt, daß die Ukraine an dem Gedenken teilnehmen wird, und Ukrainer seien ja Teil der Roten Armee gewesen.

Hat man je davon gehört, daß Vertreter der USA nach ihren Kriegsverbrechen in Hiroshima, Vietnam, Irak – die Liste ist lang – von Gedenkveranstaltungen ausgeladen wurden? Die KPL, die den Krieg in der Ukraine vom ersten Tag an abgelehnt hat, betrachtet und ehrt die Soldaten der Roten Armee als Befreier vom Faschismus.

In der Roten Armee kämpften Angehörige ALLER Nationen und Nationalitäten der Sowjetunion. Dieselbe Rote Armee wurde damals in der Ukraine von ukrainischen Faschisten und Nationalisten bekämpft, mit der Waffe, Seite an Seite mit der deutschen Wehrmacht. Die Anführer dieser Hilfswilligen, die aktiv an dem Massenmord an Juden beteiligt waren, werden in der heutigen Ukraine staatsoffiziell als »Nationalhelden« gefeiert. Und das ist der eigentliche Skandal: Repräsentanten des Staates, der Juden-Mörder als »Nationalhelden« verehrt, sollen heute in Esch der ermordeten Juden gedenken.