Kaleidoskop06. September 2024

Amazonas-Regenwald steht in Flammen

von dpa/ZLV

Manaus – Im brasilianischen Amazonasgebiet toben die schwersten Brände seit fast 20 Jahren. Seit Jahresbeginn wurden in der Region 70.402 Feuer registriert, geht aus Daten des für die Satellitenüberwachung zuständigen Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) hervor. Das war der höchste Wert für den Zeitraum bis Anfang September seit 2005. »Seit Jahrzehnten wird der Wald für Rinderweiden und zunehmend für Sojaplantagen abgefackelt«, kritisierte der Lateinamerikaexperte der Umweltschutzorganisation WWF, Roberto Maldonado, anläßlich des gestrigen Amazonastags.

Rund ein Fünftel des Regenwalds wurde laut WWF bereits zerstört. Wissenschaftler rechnen demnach damit, daß bei einer zerstörten Fläche von einem Viertel ein sogenannter Kippunkt erreicht wird. Der Amazonas würde sich dann größtenteils in Steppe verwandeln.

Von Juni bis Oktober ist in Brasilien Waldbrandsaison. Meist werden zunächst die Bäume gefällt und die abgeholzten Flächen dann in Brand gesteckt, um neue Weideflächen und Ackerland für den Sojaanbau zu schaffen. Weil der Regenwald im Amazonasgebiet immense Mengen des Klimagases Kohlendioxid binden kann, hat er auch für das Weltklima große Bedeutung.

»Der Regenwald ist eine gigantische Klimaanlage, Regenmaschine und eine gewaltige Kohlenstoffsenke. Wenn es nicht gelingt, den Wald zu retten, wird sich der Süden des Kontinents in eine Art lateinamerikanische Sahelzone verwandeln«, warnte Experte Maldonado.

Verschärft wird die Lage in diesem Jahr durch eine schwere Dürre. In Brasilien, wo sich der größte Teil des Amazonasgebiets befindet, sind mehr als ein Drittel des Staatsgebiets, über drei Millionen Quadratkilometer, derzeit von der extremen Trockenheit betroffen. Es ist die schwerste Dürre seit Beginn der systematischen Messung im Jahr 1950.