Leitartikel24. Oktober 2024

Klimaschutz made in China

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Seit Inkrafttreten des Pariser UNO-Abkommens zum Schutz des Weltklimas am 4. November 2016 haben Banken und Fonds ganze sieben Billionen (7.000 Milliarden) US-Dollar in Öl-, Gas- und Kohlekonzerne investiert. Das haben Redakteure der britischen Tageszeitung »The Guardian« laut einer im Mai veröffentlichten Recherche errechnet.

Offensichtlich denkt das Finanzkapital in den imperialistischen Zentren gar nicht daran, von seinen zerstörerischen Geschäften zu lassen. Es wäre ja auch gelacht, wenn sich aus Hitzewellen, Dürren und Wasserknappheit einerseits, Überschwemmungen und immer öfter auftretenden zerstörerischen Stürmen andererseits kein Profit ziehen ließe.

Daß es auch ganz anders geht, zeigt die Volksrepublik China. Der hat die australische Zeitung »Sydney Morning Herold« keine zwei Monate später bescheinigt, ihre in Paris gegenüber der internationalen Staatengemeinschaft eingegangene Verpflichtung – bis zum Jahr 2030 den Höhepunkt ihrer Emissionen zu erreichen – bereits erfüllt zu haben. Obwohl sich das Land mit gut 1,4 Milliarden Einwohnern noch in einer nachholenden Phase der Modernisierung und Industrialisierung befindet, sind seine Emissionswerte mittlerweile rückläufig.

Daß nur so die im »Accord de Paris« geforderte Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter eingehalten werden kann, darauf machte Copernicus, das Erdbeobachtungsprogramm der EU, schon im Februar aufmerksam. Zum ersten Mal habe die globale Durchschnittstemperatur von Februar 2023 bis Januar 2024 zwölf Monate lang bei 1,52 Grad über dem Referenzwert aus dem 19. Jahrhundert gelegen. Und im Januar wurde mit einer Durchschnittstemperatur von 13,14 Grad ein historischer Negativrekord für diesen Monat erreicht.

Verständlich, daß nicht nur Celeste Saulo, die Generalsekretärin der Weltorganisation für Meteorologie, der Ansicht ist, die Erwärmung unseres Planeten sei »die größte Herausforderung für die Menschheit«.

Dieses Welt- und Menschheitsproblem geht China, wo die »Ökologische Zivilisation« Verfassungsrang hat, seit gut anderthalb Jahrzehnten verstärkt an. Und die Geschwindigkeit des Umbaus ist atemberaubend. So stiegen Chinas Investitionen in erneuerbare Energie im vergangenen Jahr um 40 Prozent auf umgerechnet 890 Milliarden US-Dollar. Damit lagen die chinesischen Investitionen in saubere Energie fast so hoch wie die im vergangenen Jahr weltweit getätigten Investitionen in die Versorgung mit fossilen Brennstoffen zusammengenommen.

Im Bereich der Solar-Photovoltaik hat China inzwischen eine Führungsposition eingenommen. Im vergangenen Jahr wurden dort mehr Solarmodule installiert als in allen anderen Ländern zusammen. Neben dem raschen Ausbau der Solarenergie hat die Volksrepublik auch viel in die Windenergie investiert und im vergangenen Jahr zwei von drei aller neuen Windenergieanlagen weltweit aufgestellt.

Mittlerweile sind vier der fünf weltweit führenden Hersteller von Windturbinen chinesische Firmen. Die Investitionen in Windenergie haben zu großen technologischen Fortschritten und Skaleneffekten geführt, was dazu beiträgt, daß die Kosten für Windturbinen in China nur noch ein Fünftel der Kosten in den USA betragen.

Auch hier zeigt sich, daß die globale Dominanz des Westens immer mehr schwindet. Für das Weltklima ist das eine gute Nachricht.