Teuerung bringt viele Menschen an Grenzen
Etwa jeder sechste Deutsche kann wegen der hohen Teuerung kaum seine Lebenshaltungskosten bezahlen. 17,2 Prozent von 2.059 Befragten wählten in einer YouGov-Umfrage für die Postbank diese Antwortmöglichkeit auf die Frage, wie sie die Preissteigerungen wahrnehmen. In der Vergleichsumfrage aus dem Januar 2022 lag der Anteil derjenigen, die wegen der teils deutlich gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie an finanzielle Grenzen stoßen, nach Angaben der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank vom Montag bei 11 Prozent.
Insgesamt mehr als ein Drittel der für die aktuelle Erhebung vom 15. bis 18. September dieses Jahres Befragten greifen für alltägliche Ausgaben »stark« (10 Prozent) oder »etwas« (28,1 Prozent) auf Ersparnisse zurück. Jeder Sechste (17,7 Prozent) gab an, nicht über Rücklagen zu verfügen. Vier von zehn Befragten (39 Prozent) haben genug regelmäßige Einkünfte, um die erhöhten Preise stemmen zu können.
Im September sank die jährliche Teuerungsrate in Deutschland mit 4,5 Prozent nach vorläufigen Berechnungen auf den niedrigsten Stand seit Februar 2022. Volkswirte erwarten eine weitere Abschwächung der Inflation in den kommenden Monaten. Allerdings wird gern verschwiegen, daß dadurch die Preise nicht sinken – sie steigen nur etwas langsamer als bisher.
Der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank für Privat- und Firmenkunden, Ulrich Stephan, rechnet jedoch wie andere Experten damit, daß die Inflation »trotz der erheblichen Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank noch eine ganze Weile über 2 Prozent bleiben« wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei zwei Prozent Inflation an.
In der YouGov-Umfrage, deren Ergebnisse gewichtet wurden und somit repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren seien, gab ein knappes Drittel (31 Prozent) der 2.059 Befragten an, trotz der stark gestiegenen Preise unverändert weiter gespart zu haben. 18,8 Prozent legen nach eigenen Angaben sogar mehr Geld auf die hohe Kante. 20,8 Prozent sagten, daß sie weniger Rücklagen bilden; ganz eingestellt haben das Sparen 8,7 Prozent der Teilnehmer.
Diejenigen, die Geld zurücklegen, lassen es überwiegend auf dem Girokonto liegen (47,6 Prozent) – obwohl die Mehrheit der Befragten (60,5 Prozent) angibt zu wissen, daß diese Rücklagen wegen der Inflation an Wert verlieren.