Luxemburg25. September 2024

Umweltverbände auf Kriegsfuß mit der EU-Kommission und Umweltminister Wilmes

Mit dem Wolf heulen, statt zum Abschuss freigeben

von KP

2023 war kein gutes Jahr für den Wolf. In vielen europäischen Ländern wurde und wird noch über den Abschuss von Wölfen verhandelt. Im Dezember wurden in Brüssel erste Entscheidungen getroffen, mit denen die strengen Schutzregeln, für den vom Aussterben bedrohten »Canis Lupus Lupus«, aufgehoben werden sollen.

Im Klartext geht es darum, dass auf Drängen der europäischen Rechtskonservativen, das neue Statut des Wolfs, eine Jagd auf diesen erlaubt, wenn hierdurch der Erhalt der Population nicht gefährdet wird. Letzteres wird allerdings Auslegungssache sein und hier sollen dann auch die Länder in eigener Verantwortung entscheiden dürfen. Bezieht man sich auf die Aussagen der Kommissionspräsident von der Leyen vom Dezember 2023, so habe man aufgrund der wachsenden Zahl an Wolfsrudeln keine Bedenken, dass dieser ausgerottet werden könnte.

Nun gibt es in der Tat eine Studie die aufzeigt, dass es in 23 EU-Mitgliedstaaten über 20.000 Wölfe gibt. Die Lobby der Landwirte, hier allerdings vordringlich jene mit Tierhaltung, verweist auf wirtschaftliche Verluste, verursacht durch die Wolfsübergriffe. Als Beispiel: in Deutschland sollen im vergangenen Jahr über 4.000 Nutztiere von Wölfen gerissen worden sein.

Kurze Chronologie

Interessant am Vorschlag der EU-Kommission (KOM-2023-799) vom Dezember 2023 wie auch die vorhergehende Entschließung des Europäischen Parlamentes (2022/2952 RSP) vom 24. November 2022 ist, dass diese vom Ausschuss der Berner Konvention befürwortet wurde.

Ob diese politische Kehrtwende nun verpflichtend werden soll, hat an Bedeutung verloren. Dies nachdem unsere Landwirtschaftsministerin Martine Hansen (CSV) verkündet hat, dass sie sich beim anstehenden EU-Gipfel hinter die Länder stellen werde, in welchen der Wolf ein »Problem« ist. Martine Hansen ließ allerdings auch durchblicken, dass der Wolf bei uns derzeit nichts zu befürchten habe und geschützt bleiben wird.

Aus den Reihen der ökologischen Fraktion (EFA) kommt Widerspruch. Hier wird beklagt, dass es einerseits keine ausreichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, die eine Ausdünnung des Wolfbestandes befürworten würden und andererseits nichts unternommen würde, was dem Herdenschutz zugutekäme.

Wer was warum entscheidet

Nun mag man sich die Frage stellen wollen, ob der Wolf und die Artenvielfalt im Allgemeinen nicht eigentlich ins Ressort des Umweltministers Serge Wilmes (CSV) gehören. Die Antwort ist einfach, da es hier vorrangig um die Landwirtschaft geht, immerhin sind es ja die Tierhalter, die den Wolf ad acta legen möchten, ist das Landwirtschaftsministerium zuständig. Es darf allerdings davon ausgegangen werden, dass sich die Minister im Vorfeld auf die getroffene Entscheidung geeinigt haben.

Dennoch dürfte diese gemeinsame Entscheidung dem Umweltminister nicht willkommen sein. Wie es Martine Hansen sagt, in Luxemburg bereite der Wolf keine Probleme. Zudem hat Serge Wilmes, wie bereits die vorherige Regierung den höchsten Schutzstatus vom Wolf verteidigt.

Bedauerlich dann auch noch die Feststellung, dass der Minister keine Anstalten gemacht hat, mit den führenden Umweltverbänden, hier der Mouvement Écologique (Meco) und die NRO Natur & Ëmwelt die Position der Luxemburgischen Regierung zu besprechen. Dies war dann wohl einer der Hauptgründe, weshalb sich Vertreter dieser Umweltverbände vor dem Amtssitz des Ministers zu einer kurzen Demo versammelten.

»Wir sind übers Hörensagen auf die Pläne der Regierung aufmerksam geworden«, beklagt sich Blanche Weber, Präsidentin des Meco. Sie hätte vom Minister mehr Standhaftigkeit und ein offeneres Gespräch erwartet. Und überhaupt, woher dieser Sinneswandel herkäme, wolle sie auch wissen…

»Es ist ein dramatisches Symbol, den Wolf von der Schutzliste zu nehmen«, sagt Roby Biwer von Natur & Ëmwelt. Er weist, wie schon so oft, nochmals deutlich darauf hin, dass der Wolf ein Segen für unsere Umwelt ist. Er fordert vom Minister und der Regierung, sich an den Ländern anzuschließen, die sich für die Biodiversität einsetzen.