Leitartikel01. August 2024

Mobilität ohne Mix

von

Der grüne Mobilitätsminister Bausch hatte seinerzeit erklärt, man werde die Mobilität im Lande weg von der Dominanz des Autos hin zu einem Mobilitätsmix entwickeln. Viele Millionen sind seither ins Schienennetz investiert worden, um die Grenzgänger morgens und abends möglichst schnell und weitestgehend autofrei ins Land hinein und wieder hinaus zu schaufeln. Viele Baumaßnahmen sorgen zunächst einmal für viel Unmut: Noch bis 2027 sollen Arbeiten an der Nord-Süd-Verbindung immer wieder für ein Ruckeln im Transportfluß sorgen. Wer aktuell in Esch/Alzette unterwegs ist, wird bereits bemerkt haben, daß um den dortigen Hauptbahnhof herum mittlerweile nahezu ganztägig Stau herrscht, da neben dem üblichen Individualverkehr und den Bussen des TICE derzeit auch die Schienenersatzbusse hier irgendwie Platz finden müssen.

Gleichzeitig zum Ausbau des Schienennetzes wird, obschon es bereits eine direkte Zugverbindung gibt, auch eine »Schnelle Tram« sowie eine Fahrradpiste auf derselben Achse entstehen. Der Ausbau des Radwegenetzes besteht abgesehen von solchen Schnellwegen jedoch noch weitestgehend aus aufgemalten Spuren, die nicht nur immer wieder entweder vom Kraftverkehr nicht beachtet oder aber vom Drahteselnutzer nicht benutzt wird. Allzu häufig wird fröhlich auf dem Gehsteig gefahren, und Absteigen an Zebrastreifen sind offenbar auch Geschichten aus einem Land vor unserer Zeit. Was bisher nahezu vollständig fehlt, ist der Gedanke, daß da zwischen Fahrrad und Eisenbahn oder Tram noch etwas weiteres sein könnte, um einen wirklichen Mobilitätsmix zu erzeugen. Während allerhand Unsinn, wie E-Tretroller oder Einräder (»Monowheels«) sich mittlerweile auch auf Nationalstraßen, gern gefahren ohne Helm und Licht, tummeln darf oder innerorts gegen die Einbahnstraßen preschen können, fristen elektromotorbetriebene Scooter, also quasi E-Mopeds, weiterhin ein Nischendasein.

In anderen Ländern sind sie mittlerweile alltägliches Bild, etwa in den Zentren europäischer Großstädte und profitieren von einer öffentlichen Ladeinfrastruktur, wie sie im grün angestoßenen und von schwarz-blau übernommenen Mobilitätswandel Luxemburgs bisher vor allem für E-Autos existiert. Fleißig lassen sich hierzulande die Minister mit neuen Schnelladesäulen ablichten, an denen E-SUVs nun noch schneller geladen werden können. Gleichzeitig sucht man eine Schuko-Ladeinfrastruktur für E-Roller vergebens. Dabei liegt der Vorteil solcher Flitzer auf der Hand: Wendiger und platzsparender als ein E-Auto, individueller als ein verspäteter Bus und genauso grün betrieben.

Die Verantwortlichen der Ladeinfrastruktur in Luxemburg erklärten allerdings bereits vor längerer Zeit auf Nachfrage hin, daß nicht geplant sei, ein ähnlich flächendeckendes Ladenetz wie bei Typ2 auch für Schuko-beladene Fahrzeuge einrichten zu wollen. Dabei müßte einfach nur ein solcher Anschluß an eine »Chargy«-Säule gepappt werden. Finanziell dürfte es wohl kein Ruin sein. Nachbarländer machen es vor.

Während es also heißt Bahn, Fahrrad oder nichts, lassen neue Infrastrukturprojekte im Straßenbau den Verkehrsteilnehmer oft ratlos zurück. Neue Kreisverkehre, wie in Dudelange-Burange, forcieren sie aufgrund ihrer Beschaffenheit, sich gegen die Straßenverkehrsordnung zu stellen. Demgegenüber sind schlechte Ampelschaltungen oder neu und zu klein gebaute Abbiegesituationen eher »Peanuts«.

Dennoch: Ein »Mobilitätsmix« schließt auch das Auto mit ein, dort wo andere Verkehrsmittel nicht oder nicht in annehmbarer Zeit hinkommen. Es nützt halt nichts, wenn fast leere Gelenkbusse Dorfzentren verstopfen, solange kein Angebot abseits der Grenzgängerstrecken entsteht, welches Menschen dazu bringt, ihr Kraftfahrzeug stehen zu lassen. Und wenn einige Varianten von Mobilität von vornherein ausgeschlossen werden und, auch in Zeiten fortschreitender Flexibilisierungserwartungen an die berufstätigen Massen, flapsig gesagt wird: »Fahrt halt Fahrrad!«.